Seit bald zwei Wochen stehen die blassrosa bis pinken Ranunkeln vom Markt bei mir auf dem Couchtisch in der Vase. Steil recken sie ihre Köpfchen empor. Ihr Anblick erfreut mich jedes Mal auf ein Neues. Das Hahnfußgewächs ist im Frühling mein absoluter Favorit und ein echter Hingucker, wie ich finde. Die Farben, unerreicht leuchten sie, mit einer großen Kraft den letzten dunklen Ausläufern des Winters entgegen. Doch so langsam verschwinden ihre leuchtenden Farben hinter einem sich von außen nach innen ausbreitenden graubraunen Schleier. Jeden Tag werfe ich nun einen zunehmend kritischeren Blick auf meine Dekoration und schiebe den Abschied so weit wie möglich hinaus. Schließlich verdeutlicht mir ihr Anblick genau das, was ich gar nicht gerne sehen mag, meine eigene Vergänglichkeit.
Da liegt der Gedanke nahe, dass ich mir überlege, in welchem Stadium meiner Blütenpracht ich mich analog zu ihnen wohl befinde. Will sagen, wie weit fortgeschritten das graubraun ist, dass mich vom Rand her langsam überwuchert und mir die Leuchtkraft stiehlt. Diese zunehmen trüben Überlegungen passen so gar nicht in die Jahreszeit und doch – let‘s face the facts – muss ich mich damit auseinandersetzten. Und erschreckender Weise jeden Tag eher mehr als weniger.
Nun gut, das ist der Kreislauf von allem, dessen Kennzeichen das Leben ist. Vielleicht gilt das im ganz großen Stil auch für die Erde – nur um jetzt mal den ganz großen Wurf zu wagen. Aber das will ich hier nicht weiter vertiefen, dazu reichen zehn Minuten definitiv nicht aus. Was ich allerdings bei meinem Ranunkeln-Vergleich extrem optimistisch stimmt ist, dass sie nach wie vor gerade in meiner Vase stehen. Die Köpfe immer noch aufrecht, schauen sie mich etwas grauer aber dennoch stolz an und ich lächle ihnen zu.
P.S. Da ich demnächst mich viel mit Sport beschäftigen werden, werden die nächsten Themen sicherlich weniger florallastig.