Kurz hinter Mailand gibt es den ersten italienischen Espresso an der Autobahn. Alles ist wuselig und laut in der Raststätte und das Überangebot an Familien-Packungen mit Lebensmitteln von Nudeln, Süßigkeiten bis hin zu großen Campagnolo-Schinken lässt selbst an diesem Ort keine Wünsche übrig. Wir begnügen uns mit einer Tasse Espresso, schließlich gibt es noch Rest aus dem Kühlschrank von daheim.
Als die Autobahn irgendwo in die Super Strada Numero Uno nach Roma übergeht, wird die Landschaft toskanisch. Weich geschwungene Hügel, mal groß, mal klein, erheben sich unter dem himmelblauen Himmel, der mit weißtupften Wölken sich wie gemalt gibt. Bilderbuch eben. Hier und da tauchen Zypressen aus der Landschaft auf. Anmutig schlängeln sich ihre schlanken Gestalten die Wege entlang. Dabei erinnern mich ihre Erscheinungen, hochgewachsen und kerzengerade an einen Hauch militärischer Disziplin. Ihr Abstand ist immer exakt gleich. Diese Präzision und Anmut wird allerdings an ihren Spitzen oben schelmisch kolportiert. Dort ist ihr Geäst leicht struppig, so dass jeder Zinnsoldat doch seine eigene Note in der Uniformität, seinen eigenen Charakter hat.
Wir erreichen die Küste und die Sonne glitzert auf dem türkisfarbenen Wasser des Mittelmeeres. Häuser tauchen verstreut auf den Hügelkuppen auf oder schmiegen sich als Einheit an einen Berghang. Helles Beige und Ockern sind neben Terrakotta ihre vorherrschenden Farben im kräftigen Frühlingsgrün der Umgebung. Die silbrigen Blätter der Olivenbäume schimmern und wechseln sich mit den Weinstöcken der Kulturlandschaft ab. Unser Ziel liegt nun in greifbarer Nähe. Wir biegen von der Super Strada ab und es geht leicht links in sanft geschwungenen Serpentinen den Hügel hinauf. Im Sonnenschein liegt unsere Unterkunft. So sitze ich nun in den letzten Strahlen des Nachmittags während ich hier schreibe. Es zwitschert aufgeregt um mich herum und in der Ferne höre ich einen Traktor brummen, eine Vespa knattern. So soll es sein.