#128 alles Kopfsache

Gedankenversunken beobachte ich eine Ameise, die ein unglaublich großes Dings – ich kann leider nicht genau ausmachen, was es ist – hinter sich herzieht. Klar, das ist bekannt. Ameisen können das. Dennoch. Sie zieht, schubst, zerrt es über den geschotterten Parkplatz und lässt sich offensichtlich von nichts beirren. Was ist ihr Antrieb? Selbsterhaltung? Naheliegende Vermutung bei Insekten. Allerdings kommen mir beim Betrachten so meine Zweifel. Was für ein Wille. Welch ein Wille etwas zu erreichen. Aufgeben gibt es nicht. Ich bin beeindruckt und ja, auch berührt. Dieses kleine Wesen zeigt mir wie es geht, ein Ziel zu verfolgen. Ich beschließe, mich häufig daran zu erinnern. Vor allem dann, wenn ich es gar nicht gebrauchen kann. Schließlich ist das die Kunst, die im Kopf beginnt.

Die Eindrücke purzeln wieder auf mich ein. Die Landschaft, die Blütenpracht. Ich kann mich nicht stattsehen. Aber auch die kleinen Eigenheiten, wie der Briefkastenreigen an der Straßenkreuzung, lässt mich kurz anhalten. Wacklig und unterschiedlich in Form, Farbe und Größe spiegeln sie anscheinend diejenigen wieder, für die sie dort stehen. Jedenfalls finde ich diesen Gedanken ziemlich naheliegend und überlege mir blitzartig, welcher Topf zu welchem Deckel (oder besser Briefkasten) hier passen mag.

Die Etappe führt uns durch ein Naturschutzgebiet. Weiße Büffel mit ausladenden Hörnern weiden mit ihren Kälbern auf den Wiesen, zwischen denen sich unser Radweg entlang schlängelt. Die Olivenbäume stehen mit ihren winzig kleinen Blüten in voller Pracht da. An manchen Orten wächst ein seltsames Gras unter ihnen. Es trägt auf dünnen, kurzen Halmen drei Körner. Von den Körner gehen federleichte, zierliche Grannen strahlenförmig ab. Es entsteht der Eindruck eines vollkommenen grünen Meeres. Würde ich mir einen Garten Eden vorstellen, dann käme dieses Bild dem ziemlich nahe. Doch genug gesäuselt. Nach einer kurzen Pause im Café Hawaii geht’s zurück. Der Tag ist wirklich rund.

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