#131 anders als gedacht

Ich stehe am Strand von Marina di Irgendwas. Unweit von mir, zwischen schwarzen Beachflags, die im Mittelmeerwind flattern, stehen sportliche Schwimmer im Neopren. Es geht flach rein ins Wasser, das noch ziemlich frisch zu dieser frühen Jahreszeit ist. Trotzdem arbeite ich mich Stück für Stück vor, während sich der Rest für den Start präpariert. Irgendwann geht mir das Wasser kurz über das Knie und schwappt in leichtem Wellengang höher. Ich wage mich weiter hinein. Da meine unteren Gliedmaßen scheinbar nicht abfrieren, tauche ich nun Finger und schließlich Hände ins Wasser. Ich bin schon ein Stück vom Ufer entfernt, als das Wasser wieder flacher wird. Das Stadium hatte ich gerade schon, also muss ich noch weiter rein. Dann denke ich mir, dass kneifen jetzt, wo ich am Bauchnabel angekommen bin, völlig dämlich ist, halte kurz die Luft an und spüre, wie das Meerwasser kalt über meinem Rücken zusammenschlägt.

Der Schock hält sich in Grenzen, allerdings recke ich Hals und Kopf schön über der Oberfläche. Langsam fange ich an, das Meer zu genießen und entspanne mich. Die Füße voran plantsche ich nun auf dem Rücken liegend vor mich hin und betrachte dabei den roten Nagellack auf meinen Zehen. Die Nase in der Sonne und das angenehme Gefühl im Wasser lassen mich ganz untertauchen. Was soll ich sagen, es geht mir gut. Zum Aufwärmen räkle mich dann auf meinem Handtuch, während die Sonne meine Knochen auftaut. In aller Faulheit Leuten beim Sport zuzuschauen, hat was. Jede Seite ist schließlich immer anders, als gedacht. Später geht es noch in die Altstadt, die wir bisher nur im Regen erlebt haben. Ein Gelati, die Füße vertreten und einen Vintage-Markt später bin ich stolze Besitzerin eines Langarmshirts mit Punk-Kopf drauf. Ich bin mir sicher, so eines hatte ich vor Jahren schon einmal.

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