#138 Aurora

Für alles auf der Welt gibt es ein erstes Mal. Für mich gibt es das heute in Form eines selbstgebackenen Brotes. Vielleicht ist es auch nicht das erste Mal aber mein letztes Mal ist definitiv so lange her, dass ich mich nicht dran erinnern kann. Bisher habe ich einen großen Bogen um diese Tätigkeit geschlagen und ob wir nun Freundschaft schließen, ja, da bin ich eher skeptisch. Ehrlicher Weise möchte ich einräumen, es ist eine Backmischung zu der ich nur Wasser hinzufügen brauche. Das erscheint mir überschaubar. Allerdings ist Hefeteig so gar nicht meins. Die erste Runde ‚Teig gehen lassen‘ jedenfalls ist nicht so opulent ausgefallen, wie es die Anleitung beschreibt. Ich hoffe auf die zweite.

Warum ich die Backmischung überhaupt erstanden haben? Gute Frage. Das muss zur Weihnachtszeit gewesen sein. Wahrscheinlich war ich von der Angst beseelt, nicht genügend Lebensmittel bevorratet zu haben, um alle meine Lieben bewirten zu können. Mein Notnagel gewissermaßen. Dennoch, frisches Brot ist etwas Wunderbares. Selbstgebackenes, noch warmes Brot – einfach ein Genuss.

Ich verbinde damit eine ganz besondere Erinnerung an einen Urlaub in Schweden. Ich war im besten Teenageralter. Ganz einsam und verlassen war unsere Ferienhaussiedlung. Gelbgetünchte kleine Blockhäuser standen auf einer Wiese verstreut, die nächste Ortschaft kilometerweit weit weg. Sogar der nächstgelegene See war eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt. Es gab viel Landschaft, sehr viel Landschaft. Jotwede wie wir waren, hatte meine Mutter in kluger Weitsicht genügend Brotbackzutaten dabei. Wie schmeckt es doch herrlich, warmes Brot mit Butter und Salz aus der Hand zu futtern. Dabei auf der Veranda sitzend, die reichhaltige Natur genießend. Schön. Bei diesen Erinnerungen klingelt die Eieruhr. Jetzt soll der Teig ins Rohr. Hm, ob das alles so stimmt? Ich weiß nicht. Ich hoffe auf den Backvorgang. Ansonsten reißt es die Butter raus.

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