Mist. Vorhin hatte ich mir den Beginn meines Textes so schön überlegt, doch jetzt ist alles weg. Fort. Vom Dauerregen weggespült, könnte ich fast sagen. Gedanken sind halt ein flüchtiges Gut. Wie Nebel ziehen sie herauf, breiten sich üppig aus, um beim leisesten Windhauch oder Sonnenstrahl das Weite zu suchen. Gar nicht so leicht, Nebel zu fassen. Auffangen geht nicht. Auffangen wie Regentropfen zum Beispiel oder konservieren wie Sonnenlicht. Selbst Wind lässt sich einfangen. Bei Nebel funktioniert das nicht. Gedanken sind oft genauso. Sie dringen unbemerkt in alle meine Poren ein, überlagern alles, um unverhofft den einen Blick preis zu geben auf etwas, das vorher nicht sichtbar war. Sie können Blickwinkel eröffnen, die völlig neu sind. „Neu“ scheint mir heute ein gutes Stichwort.
Im vormittäglichen Alltagtrott fasse ich nämlich den Entschluss, ins Freibad zu gehen. Auf Fitnessstudio habe ich keine Lust. Ich muss draußen sein. Schließlich ist das Wasser nass, da kommt es auf die Tropfen von oben nicht drauf an. Und das ist neu, denn bei so schlechtem Wetter war ist bisher noch nicht dort.
Die Dame an der Kasse lächelt freundlich genauso wie die Frau in voller Regenmontur, die mir auf dem Gang zur Umkleide begegnet. Sie ist fertig und wünscht mir fröhlich lächelnd: „viel Spaß“. Das Wasser im Becken ist angenehm warm. Ich bin entspannt und freue mich über meine Leichtigkeit. Mir selber Geschichten erzählend, ziehe ich meine Bahnen und höre erst bei der doppelten der sonst üblichen Anzahl auf. Auch das ist neu. Ich fühle mich gut. Die freundlichen Worte, die ich unter der Dusche mit meinen Mitstreiterinnen wechsle zeugen von einer Art konspirativen Freude. Was hatte ich mir überlegt zu schreiben? Es ist weg. Die Freude allerdings, ja die wohlige Freude bleibt. Sie kann ich konservieren. Vielleicht ist genau das die Essenz des Nebels.