#157 reinarbeiten

Zähne zusammenbeißen sagt der Volksmund. Zähne zusammenbeißen, wenn etwas anstrengend ist. Nichts sagen, keinen Laut von sich geben und dann noch dazu Augen zu und durch. Alles bekannte Redensarten, die ihr bestimmt schon das ein oder andere Mal gehört habt. In diesem Kontext verwendet eine mir nahestehende Person stets den Begriff: „reinarbeiten“. Mir gefällt dieser Ausdruck richtig gut, denn er spiegelt schön die Beschwernis und den Aufwand, den manche Plackerei mir sich bringt und zeigt gleichzeitig eine Lösung an. Eine Lösung in dem Verständnis, dass ich entweder einen Zugang finde oder mir eine Art und Weise zulege, die es mir ermöglicht, mich mit schwierigen oder unliebsamen Aufgaben auseinander zu setzen. Ich habe mich zum Beispiel in dieses oder jenes Buch reingearbeitet.

War der Anfang für meinen Geschmack etwas zäh, habe ich trotzdem weitergelesen. Irgendwann entdecke ich (vielleicht) den Schlüssel, der mir das Schloss zu einer wundersamen Welt öffnet. In diesem Sinn verwendet, zeigt der Ausdruck, dass es sich lohnt, dran zu bleiben. Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Manchmal muss sich ein Verhältnis oder eine Beziehung entwickeln. Nichts gelingt immer uneingeschränkt leichtfüßig.

Es ist wie im Sport. Ohne Training erreiche ich nichts. Was ich erreiche entscheide ich dadurch, was ich bereit bin zu geben. Auch hier arbeite ich mich rein. Ich freunde mich mit Muskelkater an. Ganz allmählich wird der Musekelkater weniger. Es gelingt mir leichter und ich fühle mich gut. Genauso wie ich mich gut fühle, wenn ich einer Lektüre, einer Aufgabe, einer Beziehung Zeit gebe, sich zu entwickeln. Abwarten und Tee trinken. Zusammen genommen erscheint es mir als gute Methode, den alltäglichen Herausforderungen zu trotzen. Ihnen mit Gelassenheit zu begegnen und nicht sofort aufzugeben, wenn es unangenehm wird – selbst wenn ich mich erst ein wenig reinarbeiten muss.

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