#172 am Fluss

Es überkommt mich eine leichte Vorfreude, wenn ich daran denke, meinen Wagen nachher ins Autoahaus zu fahren. Natürlich habe ich aus finanz- und sicherheitstechnischen Gründen eine Garantieverlängerung erworben, weshalb der Was-auch-immer-jetzt-notwendige-Wechsel heute ansteht. Meine Spannung beruht besonders darauf, dass ich mir schon jetzt ausmale, welches Klischee mich nachher erwartet (#116 Radwechsel). Diesem Gedanken verhaftet, mache ich mich bereit und berichte später weiter.


Ich treffe geschäftiges Treiben an. Es ist ein Kommen und Gehen bei der Kundschaft. Sie bahnt sich aufgrund eingeschränkter Parkmöglichkeiten, hervorgerufen durch Bauarbeiten auf dem Gelände, träge ihren Weg durch die Reihen parkender Autos. Am Empfang werde ich wieder von der jungen Frau mit den etwas übergroßen Lippen freundlich nach meinem Begehr gefragt. Diesmal ist ihr Schmollmund in rotbraunen Lipgloss getränkt und durch einen Lipliner derselben Farbe finalisiert. Schönheit liegt auch hier immer im Auge des Betrachters oder in meinem Fall Betrachterin. Da jede Person über sich entscheiden darf, finde ich es auch völlig in Ordnung. Mittlerweile ist mein Fahrzeug gut versorgt und ich treten der Rückweg zu Fuß an.

Ich nutze die Gelegenheit und laufe beim Hofgut vorbei, um mich nach Schnittmöglichkeiten für meine Blutpflaume zu erkundigen. Sie ist schnell gewachsen und die langen, dünnen Äste biegen sich unter der Last des Regens auf ihren Blättern. Der Auskunft des Gärtners zufolge ist es kein Problem, die Triebe einzukürzen. Die Jahreszeit geht auch noch in Ordnung und so weiß ich schon, was morgen zu ist. Mein Weg zurück führt mich nun an unserem ortsansässigen Flusslauf vorbei. Von der sprudelnden Flutmenge der vergangenen Regenwochen ist noch ein schlammig grünbrauner Wasserstrom geblieben. Mein Blick richtet sich von meinem Standpunkt aus auf das entgegengesetzte Ufer. Aufgrund der üppigen Vegetation erinnert er mich fast etwas an einen Mangrovenwald an dessen Ufer hier und da die Abgeschiedenheit gesucht wird.

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