Die Lichter der Großstadt habe ich lange schon nicht mehr gesehen. Das ist das erste, was mir auffällt, als ich beschwingt den Weg zur S-Bahn-Haltestelle einschlage.
Zuvor genieße ich den Trubel um mich herum und schaue gespannt auf das Show-Laufen der Eitelkeiten. Rausgeputzt sind alle. Ich sitze draußen unter einer Markise im Schutz der Glaswand vor der Bar. Drinnen hat ein DJ sein Equipment aufgebaut und beschallt die umliegenden und draußen verweilenden Gäste mit gesangloser Musik als Untermalung. Draußen jedenfalls. Drinnen ist eher Discofeeling angesagt. Die Türen stehen weit offen, alle Plätze sind besetzt.
An kleinen Metalltischchen mit dekorativen Blumenvase aus geschliffenem Kristall sitzen die Gäste und werden freundlich bedient. Wir sind zu zweit. Unser Blick pendelt zwischen Bewunderung, Staunen und Mut an den Vorbeiflanierenden entlang. Alle wollen gesehen werden, so mein Eindruck. Ich addiere im Stillen die Stunden vor dem heimischen Badezimmerspiegel zusammen, die hier geballt versammelt sind. Alles in allem eine Präparation, die mir nicht fremd ist. Eingehüllt in die Düfte dieser Welt und umgeben von aufgeregten Gesprächen erfahre ich nebenbei wie es ums Heiraten, um Ehe und Kinder an unserem Nachbartisch bestellt ist.
Schön anzusehen sind die Aufgeregten, die die winzige Straße zum Boulevard umfunktionieren und mit ihren Boliden vorfahren. Natürlich nicht ohne den Motor gehörig zum Klingen zu bringen. Selbstverständlich parken sie im Halteverbot. Böse Zungen würden vielleicht Vergleiche zwischen Auspuffgröße und Hühnereiern herstellen aber auf das Niveau lasse ich mich selbstverständlich nicht herab, das ist klar. Die Getränke schmecken und wir palavern wunderbar über dies und das und über Architektur und Kunst im Allgemeinen. Irgendwann beginnt es wieder zu regnen und es wird Zeit für uns die Nacht endgültig den Schwärmern zu übergeben. Ich sauge ein wenig Atmosphäre in mir auf, bevor ich den fast menschenleeren Durchgang zur S-Bahn betrete. Ich gehe natürlich zu früh.