Was habe ich in den vergangenen zweihundert Tage alles erlebt? Eine Reise durch meine Gedanken, meinen Alltag, mein Leben. Heute darf ich eine bemerkenswerte Begegnung machen. Wie schon oft, findet diese im Freibad statt. Diesmal unter der Dusche.
Ich höre zwei älteren Damen zu. Die eine steht vor mir, ist offensichtlich fertig mit ihrer Körperpflege und zieht sich gerade ihren Bikini wieder an. Sie ist groß, mittelkräftig gebaut und unterhält sich mit einer Frau, von der ich nur die Stimme höre. Sie duscht hinter der Schamwand und ist deshalb außerhalb meines Blickfelds. Die beiden sprechen über Vögel, die auf dem Balkon oder im Garten nach Futter suchen. Welche Arten es sind und so weiter. Dann wechselt das Gespräch zu Katzen. Beide scheinen einen gewissen Bezug zu diesen Hausbewohnern zu haben. Ich höre mit halbem Ohr hin, lächle der Dame im Bikini zu und widme mich meinerseits meiner Körperpflege.
Beim Abtrocknen schließlich, die Dame im Bikini hat sich verabschiedet, sehe ich die Frau hervortreten. Sie greift neben mir ihrerseits zum Handtuch und anstelle der ersten Frau bin ich übergangslos ihre Gesprächspartnerin. Sie ist schon reichlich betagt, stelle ich fest, mit einer klaren Stimme und alterweisen Augen schaut sie mich an. Erzählt mir von ihrem Mann und dass sie ihn vermisst. Er ist an Corona gestorben. Gleichzeitig berichtet sie mir, wie glücklich und dankbar sie für die schöne Zeit zu zweit ist. Wo sie überall mit dem Wohnmobil waren. Wie sie einfach losgefahren sind in Richtung Ulm um dann zu schauen, wohin die Reise geht. Ich bin beeindruckt, mache langsam und unterhalte mich ein wenig weiter mit ihr. Helfe ihr in ihren Bademantel, hole die Kapuze hervor. Sie lächelt mich an und wir verabschieden und freundlich. Welch großes Glück ist es, dass ich hier genau von diesen Begebenheiten berichten darf.