Als ich das erste Mal an einem sportlichen Wettbewerb teilgenommen habe, war ich ungefähr zwölf Jahre alt. Über zwei Tage musste ich mich den Aufgaben der Vielseitigkeitsreiterei stellen, bestehend aus: Geländeritt, Springen, Dressur und theoretischer Prüfung.
Meine Freundin und ich sind mit den Rädern unterwegs zur ersten Prüfung. Wir fahren wie immer nebeneinander auf der wenig befahrenen Straße die rund fünf Kilometer vom Ortsrand der Stadt aufs Land raus. Der Geländeritt steht an und wir sind mächtig aufgeregt. Die Straße ist schnurgerade, links und rechts von Wassergräben gesäumt. Vorbei an vereinzelten Gehöften, Wiesen, Feldern und Weiden. Auf der gesamten Strecke gibt es eine doppel-S-Kurve, die wir gerade passieren, als ein entgegenkommendes Fahrzeug viel zu schnell in die Kurve fährt. Unkontrolliert schleudert es auf unsere Fahrbahnseite, fährt knapp hinter uns in den Graben, überschlägt sich der Länge nach und kommt im Vorgarten des Bauernhauses zum Stehen.
Wir nehmen alles in Zeitlupe völlig reaktionsunfähig wahr. Mit offen Mündern halten wir an. Beobachten, wie die Insassen benommen aussteigen, über den Rasen torkeln. Schreckensbleich. Wir schauen uns ebenfalls schreckensbleich mit aufgerissenen Augen an. Sprachlos. Hilflos. Überfordert mit der Situation radeln wir schließlich weiter. Wir müssen unsere Ponys von der Weide holen.
Trotz unserer Jugend wissen wir, dass wir gerade verdammt viel Glück hatten. Der Geländeritt klapp prima dank des umwerfenden Talents meines treuen Begleiters. Ich beende das Turnier erfolgreich als Vereinsmeisterin. Allerdings muss ich fairer Weise zugeben, dass es eher das Verdienst meines Pferdchens, denn von mir war (#55 Bibi).
Heute freue ich mich, dass ich an anderer Stelle aber in einer ebenfalls vielseitigen Disziplin einen jungen Athleten bei seiner ersten Prüfung begleiten kann. Und zum Glück sind die Rahmenbedingungen, bis auf ein wenig Verschlafen am frühen Morgen, überschaubar kompliziert. Er schlägt sich tapfer und strotzt den ungewohnten Herausforderungen. Nächstes Jahr wieder.