Ich beschäftige mich damit, ob die kleinen Käfer, die, so hat es den Anschein, gerade aus dem Ei geschlüpft, Freund oder Feind sind. Vom Wohnzimmer aus sehe ich sie an der Blattunterseite meines Hartriegels kleben. Sie sind winzig klein. Höchstens einen halben Millimeter groß. Ich habe sie noch nie gesehen. Sind das junge Feuerwanzen? Sehen irgendwie anders aus. Ich probiere mich durch alle möglichen Flora und Fauna Apps durch, doch Fehlanzeige. Die Tierchen finde ich nicht. Fraßspuren kann ich auch keine erkennen. Ich beschließe die Entwicklung zu beobachten. Bleibt mir sowieso nichts Anderes übrig. Krassere Mittel möchte ich nicht einsetzen.
Meine Idee vom Leben mit der Natur – sofern dass im städtischen Kontext überhaupt möglich ist – beinhaltet, dass ich mir vor unsere bodentiefen Fenster Büsche und kleine Bäume gepflanzt habe in der Hoffnung, mir ihr Grün ins Haus zu holen. Auf diese Weise habe ich ein klein wenig das Gefühl, direkt in ihnen zu Wohnen. Eine leicht verspätete Realisierung vom Baumhaus gewissermaßen. Oder mein Kompromiss zum Bauwagen eines Peter Els. Mal abgesehen davon, gibt es für mich keine schönere Fassade als ein zugewachsenes Haus.
Der ewig cleane Beton, Klinker, Stahl und Glas – moderne Architektur – alles gut und schön. Aufgehübscht mit viel Grün an, auf und drumherum noch besser. Sämtliche Krabbler tummeln sich im Garten. Spinnen nisten im Holz, Kellerasseln, Nacktschnecken, Tausendfüßler, Ameisen und Fluginsekten – alle sind vertreten. Alles in Maßen und alle bleiben meistens draußen. Meiner Erfahrung nach haben nur die Wenigste Interesse, sich bei mir drinnen einzunisten. Verirrt sich doch mal eins, hat es entweder Pech oder ich befördere es nach draußen. Früher habe ich beim Anblick von Spinnen Angst und Ekel empfunden. Nun, besonders schön finde ich manche Exemplare auch heute nicht. Aber ich hole anstatt des Staubsaugers ein Glas und Karton und entlasse sie nach draußen.