Die schrägstehende Abendsonne malt meinen Schatten auf den Asphalt der Straße. Im regelmäßigen Tritt betrachte ich ihn auf meinem Rennrad sitzend. Ich schätze dabei, dass er just in diesem Moment einem eins zu eins Abbild von mir gleicht. Nachdem sowohl der erste Anstieg als auch die erste Abfahrt hinter mir liegen, genieße ich jetzt das sanfte Dahinrollen. Vorbei geht es an Weiden und Wiesen im sanft geschwungene Rhythmus der Straße, die sich in diesem Abschnitt nach links oder rechts, leicht bergauf oder bergab am Hang entlang hangelt. Ich lasse es gemächlich angehen, suche ein Motiv für das Foto des Tages und sauge die würzige Luft ein. Jetzt im Sommer ist ihr Duft fast betörend.
Blumenwiese und Obstbäume, Pferde, Heu und frisch gemähtes Gras. Alles vermischt sich miteinander. Als ich mich dem Waldrand nähere, riecht es nach feuchter Erde. Die Bäume haben begonnen ihre Terpene zu verströmen. Wieder eine ganz andere Note, als die der Felder und Wiesen. Ein kleiner Bachlauf plätschert zu meiner Rechten neben der Straße ins Tal. Die winzige Ortschaft, die ich durchfahre, besteht aus kaum mehr als einer Handvoll Häuser und zwei Gaststätten. Beide sind für ihre hervorragenden Forellengerichte bekannt. Oberhalb wird der Bach zu einem Forellenteich gestaut.
Jetzt wird es allmählich steiler. Oben angekommen, befindet sich ein gemütliches Dorf. In Baltmannsdings komme ich am Sportplatz vorbei. Bälle werden durch die Luft gekickt und ein Übungsleiter ist schnellen Schritts auf dem Bürgersteig unterwegs. Er zieht einen Trolley mit Equipment hinter sich her über dem blaue und rote Leibchen baumeln. Mehrere rotweiße Pylonen klappern an der Seite. Ich bin nicht die einzige Radlerin, die das schöne Abendwetter zum Sporttreiben nutzt. Lässige grüße ich die entgegenkommen Rennradradler mit zwei erhobenen Fingern. Nach vierzig Kilometern geht es meine Lieblingsabfahrt runter nach Hause. Zufrieden, wieder Mal, komme ich an.