#206 Geduldsprobe

Sämtliche Kindergärten der Umgebung haben heute Wandertag. Gebannt stehen die Kleinen mit Käppi und Rucksack ausgerüstet neben mir. Gemeinsam warten wir auf den ÖPNV der sich offensichtlich nicht an irgendeinen Fahrplan halten mag. Ihre Gesichter glühen vor Aufregung, die Stimmen der Erwachsenen geben markant den Ton an und dirigieren die Kinderschar. Eines tanzt aus der Reihe.

Ich bin ebenfalls zu einem Ausflug verabredet. Mit allen aus dem Büro geht es heute flussabwärts. Auf einem Ausflugsdampfer. Allen Unkenrufen zum Trotz schaffe ich es rechtzeitig zum Anleger. Wie sich herausstellt, hat nicht nur meine S-Bahn Verspätung, auch am Anleger geht nichts voran. Der ursprünglich geplante Kapitän kann nicht kommen, ein Ersatzkapitän ist unterwegs. Wir stechen mit einer dreiviertel Stunde Verspätung in See. Als es endlich losgeht, findet sich unsere Gruppe am Achterdeck in der Sonne wieder. Die Getränke werden geordert. Langsam kommt etwas Hunger auf. Ich begnüge mich mit dem Keks zum Cappuccino. Der widerherum ist erstaunlich gut. Viel besser als gedacht, bemerke ich und erfreue mich an den kleinen Dingen das Lebens.

Nach einiger Zeit und einigen Gesprächen weiter meldet sich das Orga-Team. In Kleingruppen sollen wir aus den von uns mitzubringenden drei schwimmbaren Gegenständen ein Boot basteln. Hilfsmittel ist einzig etwas Kordel. Meine Gruppe schummelt ein bisschen und so bekommen wir schnell ein schwimmfähiges Etwas zuwege. Dennoch, die Fahrt wir zäh und allen knurrt inzwischen der Magen. Meinem Eindruck nach scheinen unserem Ersatzfahrer die An- und Ablege Manöver nicht flott von der Hand zu gehen, braucht er doch immer einige Versuche, bis die Passagiere aus- oder zusteigen können. Endlich am Ziel angekommen werden zuerst die Boote zu Wasser gelassen. Alle schwimmen. Gutes Teamwork. Nach einem netten Mittagessen geht es für mich auf dem schnellsten Weg zurück. Allerdings nicht in meinem, sondern im ÖPNV Tempo. Heute eine echte Geduldsprobe.

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