#210 Trampelpfade

Gerüche haben das Potential, mich ohne Vorwarnung in eine bestimmte Situation zu katapultieren. Manchmal sind es Zustände, meistens jedoch Erinnerungen, die ich mit ihnen verbinde. Gute und schlechte, das kommt drauf an. Der Wind weht durch die Fenster meines Wagens und trägt mir eine solche Erinnerung auf dem Heimweg zu. Es riecht nach Gülle. Ein Geruch, der hierzulande und in einer Gegend mit wenig Viehwirtschaft, selten ist. Früher war das anders. Früher hatte ich die nächste Kuhweide oder das nächste Maisfeld keine dreihundert Meter von meiner Haustür entfernt. Frische Landluft gab es gratis dazu. Mit diesem Flashback kommt mir mein Traum wieder ins Gedächtnis. Er hatte ebenfalls etwas mit meiner Vergangenheit zu tun.

Ich erwache unruhig und bin zunächst verwirrt. Die Dämmerung setzt an sich ihren Weg zu bahnen, doch die Nacht wirft noch ihre langen Schatten. In diesem Zwielicht behaftet, sind Realität und Traumwelt innig miteinander verwoben. Es braucht eine Weile, bis ich feststelle auf welcher Seite meines Bewusstseins ich gerade bin. Dann fällt es mir wieder ein. Ich habe von A. geträumt. Das passiert mir nicht oft, um nicht zu sagen sehr selten. Allerdings hat es dann immer die Kraft, mir eine nicht aufbereitete Tatsache in meine Gedanken zu spülen, die nachhängen wird. Ich verdrehe innerlich die Augen, denn dessen bin ich mir sicher.

Verbunden mit dem olfaktorischen Erlebnis ist er wieder präsent, der Traum. Die Tatsache, dass ich nicht wirklich weiß, woran unsere Freundschaft gescheitert ist. Ich habe mich das wieder und wieder gefragt und keine Antwort darauf gefunden. Standen wir uns zu einer prägenden Zeit fast unzertrennlich nahe. Vielleicht ist genau das der Fehler, dass es nur meine Sicht der Dinge ist. Vielleicht bin ich einem Irrtum aufgesessen. Trampelpfade hat unsere Freundschaft allemal hinterlassen. Vielleicht klärt sich das Mysterium irgendwann. Wer weiß das schon?

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