Hätte, hätte Fahrradkette – kann ich heute nach dem ereignisarmen Tag von gestern konstatieren. Nach getaner Arbeit schwinge ich mich in den Sattel meines Cityrades in der Absicht, ein wenig gemütlich zu cruisen und auf dem Rückweg beim Supermerkt einzukehren. Freibad ist mir zu voll und zum sportlichen radeln fehlt mir die Muße. Fußball ist heute angesagt. Ein Heimderby im nahegelegenen Stadion unserer Kleinstadt. Ich radle dran vorbei, dann durch eine Unterführung um auf die andere Seite der Schnellstraße wieder heimwärts zu kommen.
Pustekuchen. Hätte, hätte…Plattfuß. Das ist ärgerlich aber nicht zu ändern und da keine Verpflichtungen auf mich warten, laufe ich die rund fünf Kilometer eben gemütlich zu Fuß zurück. Am Fluss entlang führt mich mein Weg an einem verwitterten Häuschen mit spitzem Dach und ehemals weißem Anstrich vorbei. Einsam steht es zwischen Fluss und Straße ziemlich direkt an, beziehungsweise unterhalb der Bahngleisen. Wie so oft überlege ich, wer hier wohl wohnt. Die Fensterrahmen sehen verwittert aus. Einige Scheiben sind fast blind, die Gardienen dahinter grau. Dennoch wehren sich die mit Blumen bestücken Balkonkästen vor jedem Fenster gegen den morbiden Charme. Ein Kontrast, der auffällt. Mir jedenfalls.
Ich wuchte mein Rad die Unterführung hoch und beobachte die Eidechse, die es mir gleichtut. Oben angekommen und ein paar Schritte weiter lese ich auf einem kleinen Schild die Aufschrift: „Eidechsenhabitat – Steine, Stöcke und Sand bitte liegen lassen“. Das scheint zu funktionieren, das mit dem Habitat, denn es kreuzen einige Reptilien unterschiedlicher Größen meinen Weg. Scheinbar haben sie sich mit ihrem Lebensraum zwischen Ausfallstraße und Bahngleisen arrangiert und kennen die lauernden Gefahren. Ich halte weiter die Augen offen. Eine Eigenschaft, die ich mir mehr und mehr für mein tägliches Schreiben zu eigen mache. Wie Lindgrens Sachensucherin bin ich dabei unterwegs, eine Entdeckung hinter der nächsten Wegbiegung witternd. Es funktioniert.
