Wie wäre das Leben ohne Kontraste? Einheitlich grau und fade. Langweilig also? Und besteht die Kunst darin, Kontraste, gleich welcher Art auszugleichen? Oder besser: in Balance zu bringen? Ying und Yang eben, schwarz und weiß, langsam und schnell, aufgeregt und meditativ, laut und leise, süß und salzig, rau und glatt, intensiv und entspannt. Ein jedes hat sein Gegenteil. So wie bei Atomteilchen, die bestrebt sind, einen gesättigten (energiearmen) Zustand zu erreichen, nur um sich dann durch Zutun von außen wieder zu verändern.
Die Kunst ist, die Kontraste in dem Maß zuzulassen, dass sie nicht ins dunkelschwarz oder gleißend grelle verschwinden. Nicht das Leben verschlucken oder blind machen, sondern zwischen den Polen dieser Kontraste geschickt zu mäandern. Manchmal muss ich mich zwingen, dieses und jenes zu tun, manchmal ist es ganz natürlich, etwas Bestimmtes sein zu lassen. Heute schweißtreibender Sport, morgen entspannendes Yoga.
Beide Male nehme ich meinen Körper auf ganz unterschiedliche Art und Weise wahr. Das richtige Maß von Anspannung und Entspannung, von geben und nehmen. Alles sind Facetten von mir, die um meine Mitte, meinen Nabel kreisen. Mein Zentrum. Mein Energie- und Kraftfeld. Somit ist er ein anderes Maß, dass sich, ganz unorthodox vom Boden mit dem Zollstock gemessen, in exakt einhundert Zentimeter Höhe befindet. Interessant, oder? Ich kenne meine Maße: Schuhgröße, Konfektionsgröße, Gewicht, sämtliche Umfänge von Hals bis Po, Armlänge und Beinlänge. Alles schon mit sämtlichen Maßtabellen, die das Internet so her gibt, abgeglichen. Und doch, daran habe ich bisher noch nie gedacht und wollte bisher auch niemand wissen.