Im zunehmend digitaler werdenden Alltag fristet die Strichliste oft nur noch ein Nischendasein. Dennoch hat sie in einigen Bürobiotopen erstaunlich gut überlebt. Das scheint an ihrer unglaublichen Anpassungsfähigkeit zu liegen.
Einfache Handhabung sowie simpler Zugang ohne datenschutzrechtliche Begrenzungen, Passwortschutz und stromunabhängig, sichern ihr auch weiterhin ihre Existenzberechtigung. Genügsam ist die Strichliste allemal und kommt bis auf Weiteres komplett ohne WLAN-Anschluss aus. Erstaunlich oder? Dass es solche Eigenschaften überhaupt noch gibt.
Darüber hinaus ist ihre unprätentiöse Art, gepaart mit reduzierter Aufdringlichkeit in der Lage, sich vor allzu penetranter Verfolgung zu verbergen. Zurückhaltend, ja geradezu angepasst wie ein Chamäleon, hängt sie, wie in diesem Beispiel, missachtet an den Schranktüren in der Büroküche. Trotz ständiger Präsenz entzieht sie sich geschickt den Blicken derjenigen, die ihre Zechen nicht Zahlen und die wenigen Groschen, die für ihren Kaffeegenuss fällig werden, geflissentlich ignorieren.
Die Ignoranz einiger Büromenschen führt in manchen Verwaltungen gerade dazu, dass sie sich ungehemmt ausbreiten kann. Zusammenfassend kann also in diesem Zusammenhang konstatiert werden, dass je weniger Pflege ihr zugute kommt, desto höher ihr Ausbreitungs- und Reproduktionspotential wächst. Im vorliegenden Fall haben wir es insgesamt mit fünf Listen zu tun, die in stringenter, linearer Reihenfolge nebeneinander oder überlappend koexistieren. In der gezeigten Abbildung habe ich mich für ein Beispiel mit drei „Motherboards“ entschieden.
Es ist erstaunlich, wie sehr die Strichliste, im Einklang mit Büropflanzen (#162 Officium) und Stempelensemble (#231 zwischen Baum und Borke), als Relikt vordigitaler Gepflogenheiten es geschafft hat, zu überleben.
Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen sind aktuell dabei, dem Geheimnis der Strichliste auf den Grund zu gehen. Erste Vermutungen, die, gestützt durch Feldversuche und nunmehr in der finalen Überprüfungsphase stecken, lassen den Rückschluss zu, dass es sich bei Strichlisten (engl. Pipe) singularkomplexe Amöbenstrukturen handelt. Deren Resilienz und Überlebensfähigkeit ist, wie ihr wisst, auch in anderen Lebensbereichen seit Jahrtausenden erstaunlich hoch.