#276 Wohnwagenwochenende

Kurz nachdem ich von der Schnellstraße auf die Autobahn eingebogen bin, stockt der Verkehr. Na prima. Stop and go. Unfall vor der ersten Baustelle auf meinem Weg. Das geht gut los. Ich sende einen kurzen Dank gen Himmel, denn ich sitze lieber im Auto als mit der Warnweste am Fahrbahnrad zu stehen. Oder gar liegend abtransportiert zu werden. Alles halb so wild.

Es sind unzählige Gespanne und Wohnmobile unterwegs. Zum letzten Stelldichein oder zurück ins Winterquartier vermute ich, mache das Hörbuch aus und lasse meine Playlist abspielen. Wieder stop and go. Wieder Stau, wieder Dank ans Universum. Das geht eine Weile so. Dann lichtet sich der Verkehr. Es wird dreispurig. Ich schalte vom eco-Modus auf normal-Modus um. Im Wissen ökologischer Unvernunft schalte ich auf Sportbetrieb und trete aufs Gaspedal. Meine Playlist ist inzwischen bei „nothing else matters“ angekommen. Im Bewusstsein völliger Unvernunft durchbreche ich den kleinen Wiederstand und zünde den Turbo. Da geht was.

Plötzlich weichen die anderen Fahrzeuge vor mir zurück. Ganz was Neues. Für den Bruchteil einer Sekunde überlege ich, ob ich es mal mit der Lichthupe probieren soll. Einfach um zu testen, wie es sich anfühlt. Keine Sorge, das mache ich natürlich nicht. Schließlich bleibe ich diesem meiner Prinzipien treu.

Ich genieße die Geschwindigkeit noch ein wenig, dann ist auch schon wieder Schluss. Nächste Baustelle. Das macht keinen Spaß, wird es doch nicht besser. Irgendwann macht sich die Tankanzeige bemerkbar und ich fahre raus. Nachher bin ich irgendwo im Nirgendwo und möchte lieber kein Risiko eingehen.

Da bekanntlich kleine Sünden sofort bestraft werden, ist der Preis für die Zeche so exorbitant hoch wie noch nie. Ich muss tatsächlich zweimal hinschauen. Das hab ich nun davon, tadle ich mich, setze mich zurück ins Auto und denke: scheiß drauf. Einmal darf ich unvernünftig sein und gebe Gas.


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