#288 Postkarte

Kennt ihr den? Kennt ihr den Ständer in Kneipen oder Cafés, der vollgestopft mit Prospekten oder eben Postkarten sich am Eingang oder auf dem Weg zum Klo befindet? Ich lasse es mir nicht entgehen, dort zu stöbern. Ich habe eine ganze Schublade voll mit diesen Karten. Sie sind von überall her. Selbstentdeckt und eingesteckt oder von anderen mitgebracht. Das ist ganz unterschiedlich. Ein kleines Mitbringsel mit zweierlei Botschaften für mich.

Eine Botschaft ist, dass es schön ist zu wissen, dass Menschen an mich denken. Die andere ist meine Freude, den Gag oder die Anspielung zu erkennen. Manche sind einfach genial. Clever gemacht. Doppeldeutige Sprüche, schöne Motive, interessante Gedanken, witzige Pointen. Spitzfindigkeiten. Selbst anzügliche Bemerkungen sind charmant verpackt. Ich kann ihnen nicht böse sein. Für die besten sollte es eine eigene Ausstellung geben. Wäre das nicht eine gute Idee?

Wenn ich das Wort eigentlich an dieser Stelle benutzen darf, dann würde ich sagen, dass sie fast so etwas wie die ersten, ursprünglichen Pop up-Stores sind. Das Motherboard sozusagen. Sie sind kurzlebig und punktuell, versteckt an unmöglichen Orten zu finden. Sie werden ständig neu gedacht. Womit bewiesen wäre, dass alles schon mal da war, wie in der Mode (#171 großer Brockhaus). Halt nur andere Verpackung. Wer weiß, vielleicht ist die Idee des modernen Stores aus einer jener Postkarte entstanden. Warum nicht?

Meine Leidenschaft reicht weit. Denn ich habe meine Lieblingskarten in einen Bilderrahmen gesteckt. Jetzt ratet, wo der Bilderahmen hängt. Genau, auf meiner Toilette. Wie passend. Von dort nehme ich sie (oft) mit und dahin habe ich sie unbewusst wieder verfrachtet. Das fällt mir eben jetzt erst auf, wo ich die Zeilen hier notiere.

Ich schreibe in dix:Minutes über Begebenheiten, Besonderheiten und erkenne dabei, en passant gewissermaßen, wie sich die Dinge zueinander verhalten. Wundervoll, dem immer wieder gewahr zu werden.

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