Es ist noch gar nicht kalt draußen. Im Gegenteil. Der Herbst ist sehr milde gestimmt und ich freue mich darüber noch nicht dick vermummt herumlaufen zu müssen. Trotzdem und ich kann gar nicht genau sagen warum, ist es mir heute nach einer heißen Tasse Kräutertee. Dazu hole ich die größte unserer Bürotassen aus dem Schrank, stelle schnell den Wasserkocher an, Teebeutel rein, fertig. Keine große Sache. Ich hole mir für den Teebeutel, den ich schließlich gleich los werden muss, eine Untertasse als Ablage dafür aus dem Schrank. Teebeutel im Papierpapierkorb sind bekanntlich nicht so dolle.
Ich balanciere Tasse nebst Untertasse und schleppe zusätzlich noch Lesebrille, Notizblock und andere Unterlagen zu meinem nächsten Meeting über den frisch gereinigten Teppichboden im Büroflur. Dabei fällt mir auf, dass Tasse und Untertasse Ton in Ton in meiner Lieblingsfarbe Blau miteinander verschmelzen. Naja, vielleicht nicht ganz aber fast. Beide sind nicht aus Porzellan, sondern aus Steingut. Ich glaube das ist die korrekte Bezeichnung. Wie nett, denke ich und fühle mich direkt zurück versetzt in meine Zeit als junge Erwachsene.
Meine erste eigene Wohnung. Roter Linoleumboden in der schmalen Küche. Dort sind ein alter Elektroherd und ranziger Kühlschrank sowie die Waschmaschine die einzigen Elektrogeräte. Die Waschmaschine ist ein Ratenkauf bei einem großen Versandhaus. Ein Jahr monatlich x Mark an Rate. Ich erinnere mich nicht mehr. Es ist zugig im Altbau, dessen einfach verglasten Fenster mühsam vom Kitt zusammen gehalten werden. Im Küchenschrank über der Spüle sehe ich die bunten Tassen und Teller vor mir. Steingutgeschirr in ganz unterschiedlichen Farben. In blau. Aber es gibt auch rote und gelbe Teller und Tassen. Irgendwo existiert noch eine kleine Platte – in blau natürlich. Es sieht schön aus, wenn der kleine Küchenklapptisch im Farbenmix wild durcheinander gedeckt ist. Darauf bin ich mächtig stolz. Das gefällt mir sehr.