Der Sommer hat beschlossen, uns einen Nachschlag zu gönnen. Seit einigen Tagen ist es so warm, dass ich keine Jacke brauche. Sonnenschein und buntes Herbstlaub leuchten um die Wette während Strauch und Baum zusehends ihr Blattwerk verlieren. Einer von ihnen, stelle ich gerade fest, treibt gleichzeitig neu aus. Das ist verrückt.
Ich fege draußen die Marillenbaumblätter von Tisch und Stühlen, hole die Kladde vom Schreibtisch und lege los mit meinen Notizen. Gerade habe ich mir zwei reife Feigen (#220 Fête de la Figue) vom Baum gepflückt, die sämtliche Insekten der Nachbarschaft noch nicht in Beschlag genommen haben. Sie sind richtig süß und ich snacke sie nebenbei.
Ein wichtiger Meilenstein ist heute erreicht. Ja, ich weiß, der nächste im Hinblick aufs Schreiben ist erst am Sonntag dran. Was heute passiert ist, fragt ihr euch bestimmt: die Lampe hängt und brennt (#271 die Gunst der Stunde). Halleluja. Nachdem ich seit Februar versuche, das zu bewerkstelligen hat es heute mit professioneller Hilfe geklappt. Zur Ehrenrettung kann ich vorbringen, dass auch ein Lichtschalter getauscht sowie eine Phase neu angeschlossen werden mussten. Das übersteigt definitiv die handwerklichen Fähigkeiten dieses Haushalts.
Vorhin habe ich eine neue Bildschirmarbeitsplatzbrille – was für ein langes Wort, das ausnahmsweise nicht von mir ist – beim Optiker abgeholt (#263 Doc Brille). Allerdings kan ich darauf vertrauen, dass wenn Aufgaben erledigt sind, sich wie von Zauberhand neue dazu gesellen. Fertig bin ich nie.
Mein Nachbar von gegenüber führt seine zwei Wollknäule an die frische Luft (#211 Abendsonne). Eine andere Nachbarin beschwert sich über irgendwas. Es gibt Dingen, die ändern sich selten bis gar nicht. Im Frühjahr, wenn die ersten Strahlen dauerhaft die Gärten aufwärmt, sind alle wieder da. Wie aus dem Winterschlaf kriechen wir und sie hervor. Recken uns vor der Höhle. Spannend zu sehen, wenn sich dann doch was verändert hat.