#303 Terminsache

Ich habe mein Gespräch über die Freisprechanlage gerade beendet, da ertönt aus meinem Handy ein kleines, helles Bling. Das Bling, das mir einen Termin anzeigt. Ich bin irritiert. Ahne jedoch schon mit leichtem Schrecken, was das sein könnte und riskiere einen Blick. Shit. Der Termin ist heute. Er ist genau jetzt. Was für ein Mist. Das schlechte Gewissen kriecht meinen Nacken rauf und ich wähle die Nummer.

Zerknirscht entschuldige ich mich sofort. Ich sage, dass ich es vielleicht in einer halben Stunde schaffen könnte. Die Stimme am anderen Ende ist freundlich und professionell gelassen. Dem Dienstleistungsgedanken sei Dank, kann ich auch noch in dreißig Minuten kommen. Ich sende einen Wunsch ans Universum. Hoffentlich werde ich erhört. Denn das Unterfangen ist sportlich. Ich befinde mich in der Rushhour auf der Autobahn.

Ich setze den Blinker und nehme die linke Spur. Soweit ich sehen kann, rollt der Verkehr. Mein Stresslevel ist dennoch leicht erhöht. Deshalb versuche ich mich mit den Worten zu beruhigen, dass ich es sowieso nicht mehr ändern kann. Eine Unachtsamkeit würde mich bestimmt nicht weiter bringen, also bleibt mir nur eins übrig: Ruhe bewahren. Und ich habe besagtes Glück. Die Sache mit dem Wunsch ans Universum habe ich bei Hape aufgeschnappt. Ich schwöre, es funktioniert. Nur als kleiner Tipp für euch.

Mit vertretbarer Verzögerung erreiche ich meine Verabredung und lege mich auf den vorgewärmten Stuhl. Es riecht, wie immer, lecker. Die Anlage spielt Chillout Musik. Großartig, genau das kann ich gut gebrauchen. Unser Gespräch, in dem der Kardiologe (#187 der Kardiologe) heute keine Rolle spielt, plätschert angenehm unspektakulär dahin. Ich entspanne mich zusehends und genieße meine Auszeit.

Ein wunderbarer Tag geht zu Ende, denke ich mir in meinem Daliegen und lächle dasselbe Lächeln in mich hinein, das ich heute früh beim Flohmarkt der Kinderbuchparade gelächelt habe. Schön.

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