Ich laufe ganz links auf dem Bürgersteig. Direkt an der Hauswand, um jeden Sonnenstrahl einzufangen, der sich über die Dächer kämpft und auf den Gehweg fällt. An der nächsten Ecke wechsle ich die Straßenseite. Hier habe ich jetzt volle Sonne. Ich bin noch ein wenig erhitzt vom joggen, habe mein Sportdress an und bin auf dem Weg zum Bäcker. Duschen mache ich später. Damit ich mich nicht erkälte, laufe ich diesen Zickzackkurs aber auch, weil ich das helle Licht auf meinem Körper genieße.
Die Bäckerei wird bestimmt schon ziemlich leergefegt sein, was die Auswahl an Teilchen anbelangt. Den schwäbischen Ausdruck süßes Stückle habe ich mir in all den Jahren im wilden Süden nicht angewöhnen können. Außerdem gibt es Ostfriesentee dazu. Traditionen müssen sein.
Am Eingang der Bäckerei läuft mir heute zum dritten Mal mein Nachbar (#111 directamente) über den Weg. Zweimal davon geht Wegschauen nicht und deshalb werde ich freundlich gegrüßt. Geht doch. Scheinbar hat er dasselbe vor wie ich. Ich schmunzle ein wenig in mich hinein und lasse ihm und seiner Begleitung den Vortritt. Mit dem Zopf für mich und zwei weiteren Teilchen verlasse ich die Bäckerei.
Ich habe noch einen kleinen Besuch vor. Das ist der Grund, warum ich überhaupt unterwegs bin und nicht längst unter der Dusche stehe. Ich muss noch Halsschmerztabletten vorbeibringen. Eine mir sehr nahe stehende Person liegt mit Halsweh und ohne Stimme flach. Mein Fürsorgeinstinkt ist geweckt und hat Vorrang vor allen anderen Dingen.
Mit geübtem Blick und Handauflegen würde ich auch ein wenig Fieber diagnostizieren. Das jedoch wird grundweg geleugnet. Ich lasse Tabletten und Leckereien dort und mache mich auf den Heimweg. Dabei begegne ich einer anderen Person, die ihr Lager, bestehend aus Stuhl und Einkaufswagen, seit einiger Zeit vor der Eckkneipe aufgeschlagen hat. Sie genießt, ebenso wie ich, den Sonnenschein.