Ein ereignisloser Sonntag gleitet geräuschlos in seine Blaue Stunde über. Die Schatten kommen herangekrochen und ich stelle meine Gartenarbeiten ein. Teestunde ist angesagt. Das ist gut so, denn die braune Tonne quillt langsam aber sicher über. Hoffentlich habe ich es richtig gesehen und die Leerung findet nächste Woche statt. Aber ich glaube schon und drücke mir selber die Daumen.
Nachdem gestern die Hecke dran war, rücke ich heute den Rosen zu Leibe. Ein moderater Rückschnitt bereits im Herbst hat sich als unkritisch erwiesen. Auf diese Weise kann ich der Wucherung ein wenig Einhalt gebieten und habe im Frühjahr weniger zu tun. Als ich die langen Stängel klein schneide, stelle ich überrascht fest, dass es noch zwei kleine Blüten gibt, die dem Jahresende entgegen trotzen. Das ist mir vorhin gar nicht aufgefallen. Sie haben sich wohl versteckt. Ich rette die Blüten vor der Tonne und stecke sie in eine kleine Vase. Dort stehen sie nun auf dem Couchtisch und ich kann sie mir eine Weile anschauen. Wenn der Strauch im Mai wieder blüht, dann sind sie viel größer und violett und nicht rosa. Aber das dauert noch.
Wie schon immer im Herbst, wandern auch diesmal bei den Aufräumarbeiten meine Gedanken zurück. Kennt ihr das? Die Arbeit ist meditativ. Gleichzeitig irgendwie melancholisch, finde ich. Ein Abschied genauso wie ein Versprechen für das kommende Jahr. Ich erinnere mich und bedaure besonders, dass ich viel zu wenig Zeit im Garten verbracht habe. Viel zu wenig habe ich dem Plätschern des solarbetriebenen Mini-Springbrunnens zugehört. Die Gelegenheiten waren rar. Genauso wie die einer fehlenden Gartenparty. Nun gut, dafür bin ich selber verantwortlich.
Ich baue den Springbrunnen aus, zerlege ihn in seine Einzelteile, um Schmutzpartikel zu entfernen und ihn fürs nächste Jahr fit zu machen. Dabei freue ich mich schon jetzt, auf das was kommt.