Ausnahmsweise arbeite ich aufrecht. Das Tablet liegt vor mir. Mit gegrätschten Beinen, damit die Höhe passt, stehe ich an der Kücheninsel und tippe. Ich bin spät dran. Gerade habe ich die Kühlschranktür auf und gleich wieder zu gemacht. Ich habe ein leichtes Hüngerchen, möchte jedoch nicht planlos den Kühlschrank vor dem Abendessen plündern. Also diszipliniere ich mich und stelle mich meiner Tagesaufgabe. Nur was? Welches Thema?
Tagsüber war ich im Homeoffice. Arbeit ohne nennenswerte Ablenkung. Der Alltag plätschert munter aber ereignislos dahin. Einer dieser Tage eben. Außerdem sollte es fix gehen. Schließlich ist nachher Schwimmtraining.
Neulich, wir warten vor der Kasse bis alle da sind, fragt mich ein Vereinskamerad, wie ich das mache. Ob ich nach dreihundert Wörtern einfach im Satz aufhöre. Gute Frage und schön wäre es. Leider. Schreiben ist ein Handwerk. Es braucht viel Übung. Perfekt ist es nie. Maximal nur nahe dran. Ich überlege mit jedes Wort, Satzbau, Detail. Manchmal gelingt es mir gut, manchmal weniger.
Wie in diesem Augenblick. Denn das, was ihr hier lest ist die zweite Version des Textes von heute. Es ist mitten in der Nacht und ich bin unzufrieden. Das treibt mich um, lässt mich nicht schlafen. Ihr müsstet mich jetzt sehen. Ich hocke am Schreibtisch, mit Pulli über der Nachtwäsche und Decke über den Beinen und versuche zu retten, was zu retten ist.
Ich tippe. Ringe erneut um Worte. Drücke auf Backspace, tippe wieder und so fort. Währenddessen bekomme ich langsam eine Ahnung davon, was schief gelaufen ist. Ich war abgelenkt. Ablenkt einer Frage nach meiner Arbeit und dem, wie ich zu meinen Inhalten komme. Kann es das sein? Fast zu einfach, wie ich finde aber eine Erklärung und die Erkenntnis für mich, darauf nicht mehr reinzufallen. Ein Handwerk eben, ich lerne noch. Es ist erst der Anfang.