Bei dem Versuch mich zu konzentrieren grätscht mein Mitbewohner dazwischen. Mit Stirnband, Trinkflasche, Tablet, Kopfhörer, Handtuch ausgestattet und in Radklamotten sitzt er im Keller. Sein Rennrad steht in der Waschküche aufgebockt. Dorthin habe ich ihn zum trainieren verbannt. Nur kein Mitleid, sage ich euch, ihm geht es gut in seinem Reich. Außerhalb meines Kontrollradius kann er tun und lassen, was er will. Im Moment telefoniert er. Das ist das, was mich ein wenig ablenkt in der Stille der restlichen Wohnung. Er unterhält sich angeregt. Ich kann seine Worte fast verstehen. Da ich ihn gut kenne, weiß ich sofort mit wem er telefoniert und was vermutlich der Inhalt des Gesprächs ist.
Ich schaue aus dem Fenster und sehe, dass es angefangen hat zu schneien. Wie schön es aussieht. Balkondielen und Rasen sind bereits leicht bepudert und es fegt ein ordentlicher Wind ums Haus.
„Puder“ ist ein gutes Stichwort. Eine mir sehr nahestehende Person hat im zarten Kindesalter die bekannten Zeilen eines Liedes stets in völliger Überzeugung und mit Inbrunst als „kommt alle aus dem Haus, die Welt, die Welt, die Wiese pudert aus“ gesungen. Keine logische Erklärung meinerseits hat geholfen und mich schier verzweifeln lassen. Heute bin ich froh über diese Anekdote. Schafft die Erinnerung daran doch ein wohliges Gefühl. Kennt ihr diese Arten der Erinnerung? Bestimmt. Manche Missverständnisse sind hartnäckig, lösen sich spät auf. Oder nie.
Bei dem Gedanken an Puderzucker kommen mir die Waffeln meiner Mutter in den Sinn. Oh, waren die lecker. Ich frage sie nach dem Rezept und erhalte postwendend eine Antwort. Praktischer Weise sind nützliche Hinweise und Kommentare gleich mit dabei. Darauf kann ich mich blind verlassen und kaufe entsprechend ein. Ich freue mich schon jetzt auf morgen, wenn es losgeht mit backen. Warme Waffeln mit heißem Ostfriesentee. Optimale Bedingungen für ein schönes Wochenende.