#328 mit der Zange

Es ist noch gar nicht lange her, da habe ich euch von dem Pinsel erzählt, den ich auf der Feuertreppe liegend in meinem Hotel angetroffen habe (#323 fehl am Platz). Ich habe mich darüber gewundert, wie er dort wohl hingekommen ist. Nun, genau dasselbe habe ich mich heute wieder gefragt, als ich die Zange in der Kochlöffelablage neben dem Herd vorfinde.

Ich bleibe abrupt stehen und schaue genauer hin. Was haben wir denn hier? Natürlich ist mir sofort klar, was ich sehe, schließlich habe ich meinen Mitbewohner beauftragt, sich um den verkalkten Wasserhahn im Bad zu kümmern. Dazu brauchte er eine Rohrzange. Wie diese danach den Weg in die Küche und auf die Löffelablage findet, erschließt sich mir dann jedoch nicht. Dieser schon surreal anmutender Anblick zaubert mir ein breites Grinsen ins Gesicht. Wieder so eine Alltagskleinigkeit, die ich mir besser nie hätte ausdenken können. Fantastisch.

Fantastisch und völlig unbeabsichtigt entsteht auf diese Weise ein Kunstwerk. Erschaffen aus der unendlichen Trantütigkeit des Tuns. Da war offensichtlich jemand mit den Gedanken woanders – oder wollte besonders ordentlich sein? Ich weiß es nicht. Und dennoch kenne ich diese ungelenken, unbeabsichtigten Eskapaden bei mir selber und ihr bestimmt auch, oder? Bei diesem Gedanken lache ich weiterhin in mich hinein. Wie wäre unser Alltag langweilig, wenn es nicht immer etwas zu entdecken gäbe. Dabei fällt mir sogar ein, dass in der Malerei die Darstellung von Gegensätzen Entfremdung genannt wird. Ich habe dazu in der Schule mal eine Banane im Badezimmer gemalt, wenn ich mich recht entsinne. Mir gefällt dieses Stillleben richtig gut.

Nun ist die Rohrzange wieder aus der Küche verschwunden und das Abendessen gleich fertig. Das Wassersieb am Wasserhahn funktioniert wieder ordentlich, alles ist an seinem Platz. Bin schon gespannt, was mir nächste Woche alles begegnet. Mir wird nie langweilig.

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