#329 schnelle Truppe

Beim regelmäßigen scannen der mich umschließenden Umgebung, sehe ich das Plakat. Am Küchenfenster im Büro stehend, fällt mir selbst aus meiner hohen Warte das knallige Blau sofort ins Auge. Vielleicht weil es sich gegen den grautrüben Tag besonders schön abhebt. An und für sich ist es recht unscheinbar und klein. Es klebt eher unterhalb der gängigen Augenhöhe am grauen Stromverteilerkasten der hiesigen Stadtwerke. Aus der Entfernung kann ich nicht genau erkennen, worum es geht. Ich bin neugierig, dass ich bei nächster Gelegenheit sogar einen kleinen Umweg in Kauf nehme, um es zu betrachten.

Entweder gibt es nicht viele Exemplare davon oder es ist schon alt und mehr das Überbleibsel einer Aktion, die ich nicht mitbekommen habe. Warum ist mir das bisher nicht aufgefallen? Für gewöhnlich stechen mir interessante Plakate und Graffitis (#72 lächeln, #247 Girona, #279 Durcheinander) ins Auge. Geht euch das auch so? Fällt euch das auf? Interessiert ihr euch dafür? Nicht alle aber eine gewisse Anzahl ist oft richtig gut gemacht. Beim Look dieser Figuren hier, denke ich spontan an eine Mischung aus YMCA und Captain Future. Bizarr vielleicht, aber gut. Mir gefällt es. Vor allen Dingen in paritätischer Besetzung. Selbst die Regentropfen, die ganz realistisch vorhanden sind, erscheinen als würden sie zum Bild gehören.

Plakate können, genauso wie Fotos, Erinnerungen konservieren. Das weiß ich aus eigener Anschauung. Bei uns hängt ein unlängst geklautes eingerahmt im Flur. Mein Mitbewohner hat es in einer U-Bahn Unterführung abgeknibbelt. Zu zweit waren sie unterwegs und haben es mit viel Geduld Zentimeter für Zentimeter vom Untergrund gelöst. Die Ränder sind eingerissen und insgesamt ist es ordentlich knittrig. Der Erinnerung tut das jedoch keinen Abbruch, schließlich steckt viel Herzblut darin. Es ist das Plakat seiner Lieblingsband, die er live hat spielen sehen. Das musste mit. Ich kann das gut verstehen.

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