Wir sitzen im Café. Schön gemütlich. Auf der Holzbank, die sich durch den halben Raum ringsum unter der Fensterbank erstreckt, liegen flauschige Kissen in Plüschoptik. Kunstfellattrappen ersetzen Sitzkissen. Auf den Fensterbänken sind Bücher, Topfpflanzen, Kerzen und anderer Krimskrams liebevoll dekoriert. Niedrige Glastischchen mit Metallgestänge als Füße und geschmückt mit Blümchenvasen stehen davor und werden von Zuckerstreuern, die als bunte Porzellanvögeln daherkommen, ergänzt. Zur Raummitte, gegenüber Sitzbank und Couchtisch, gibt es dreibeinige Hocker. Auf einem dieser Hocker, die erstaunlich bequem sind, habe ich Platz genommen. Das florale Muster seines Bezugs gefällt mir gut. An der Decke hängen gespiegelt dieselben Kombinationen aus Glas und Metall wie es die Tischchen sind, halt nur als Lampen. Die verwendeten Leuchtmittel stahlen ein wohliges Ambiente aus und die vielen Pflanzen in Makramee-Hängeampeln rings um mich herum, verströmen Wohnzimmeratmosphäre. Insgesamt erinnert mich das Interieur an einen Besuch im Tropenhaus oder einer Orangerie.
Der Cappuccino ist phantastisch. Ebenso die Idee, anstatt den ansonsten oft so obligatorischen Amarettinis, Smarties als Begleitung zum Kaffee zu reichen. Die Kuchen- und Törtchenkreationen hinter der gläsernen Ladentheke sind nicht nur handgemacht, sondern verdammt lecker. Hier sitze ich mit meinem Gegenüber und wir freuen uns, eines der raren Plätzchen ergattert zu haben, da rücken auch schon die Satzausschnitte des am Nachbartisch Gesprochen immer wieder in mein Bewusstsein. Dort sitzt ein Trio aus jungen Frauen, das sich ungehemmt laut über familiäre Probleme unterhält. Ich kann nicht anders und schnappe vereinzelt das auf, was ich gar nicht hören möchte. Wegschauen geht, weghören geht eher nicht und doch ist ihr Gepiepse passend und authentisch zum lautstarken Gezwitscher eines echten Tropenhauses. Besser könnte kaum sein.