Die zweite Hälfte meines Haushalts hat sich bereit erklärt, mit mir auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Was für ein verlockendes und vor allen Dingen seltenes, geradezu einmaliges Angebot. Eine weitere Chance werde ich nicht bekommen, deshalb nutze ich gleich diese und wir ziehen los. Dick eingemummelt in seine Daunenjacke, Mütze auf dem Kopf, trottet er neben mir her. Sein Blick spricht Bände und ich ahne bereits, was auf mich zukommt. In diesem Gemütszustand könnte er bei unserem Mittelaltermarkt mühelos den Delinquenten spielen, der aufs Schafott geführt wird. Ich bekomme ein klein wenig ein schlechtes Gewissen. Einerseits. Andererseits lächle ich in mich hinein. Was muss, das muss.
Viele Häusergiebel in den Sträßchen der Altstadt sind beleuchtet und erhellen sanft ihr Fachwerk. Im auf und ab der Lichterketten, heben sich ihre unterschiedlichen Umrisse stimmungsvoll gegen den dunklen Himmel ab.
Es sind nur ein paar Schritte und schon geht das Getümmel los. Schlemmereyen wohin ich schaue. Hier wird mit Talern bezahlt, gejubelt beim Trinkgeld, alte Handwerkskunst gezeigt. Es riecht nach Holzkohle. Fackeln erleuchten die Szenerie, die in der Dunkelheit fast wie wirklich erscheint. Am Waschzuber schauen wir uns um. Wohin? Was zuerst? Also gut, erst was essen und dann Glühwein. Ist in dieser Reihenfolge auch sicher besser. Bis wir unseren Flammkuchen in Händen halten habe ich schon folgende Sätze gehört: es ist eng, es ist stürmisch, es ist voll, wo ist das Ende der Schlange, ich will nix, mir egal, such du aus. Ich schaue ihn an, grinse, streichle über seine Wange und sage, dass er nun mit der Litanei aufhören kann, ich habe es verstanden.
Mit dem Glühwein stellen wir uns an die Seite, beobachten die Vorbeilaufenden. Wortfetzten sämtlicher Sprachen schwirren durch die Luft. Seine Stimmung wird besser. Das Motzen verstummt. Seine Hand greift dafür in die Tüte mit Magenbrot.