#347 bitte lächeln
Nur noch ein paar Tage bis Weihnachten. Ich freue mich auf alle meine Lieben. Alle sollen es schön haben. Einerseits überlege ich, was ich noch brauche, was ich wann wie erledigen muss. Auf der anderen Seite möchte ich die Zeit auch genießen, mich entspannen, Kraft tanken. Klassisches Dilemma. Ich gehe davon aus, dass ihr versteht, wovon ich spreche. Mir wird das zu bunt. Ich ziehe die Handbremse und denke mir, die Welt wird sich weiter drehen, selbst wenn nicht alles perfekt ist. Die Kunst der Improvisation beherrsche ich schließlich einigermaßen anständig. Um euch ein Bild an die Hand zu geben, hier eine kleine Kostprobe.
Bereits seit vielen Tagen oder Wochen?, hm, nein, eigentlich seit Monaten. Also um es kurz zu machen, seit langer Zeit habe ich mir vorgenommen, Treppenhaus und Wohnbereich in Schuss zu bringen. Genauer gesagt, den jeweiligen Holzfußboden. Bei mir bedeutet das: bohnern und ölen. Wunderbare Tätigkeiten. Bohnerwachs und Spießigkeit. Ich rutsche in unserem Treppenhaus auf allen vieren rum und reibe liebevoll die alten Stufen ein. Nur die paar zu unserer Wohnungstür, versteht sich. Stolz betrachte ich mein Werk. Jetzt kann das schlechte Wetter kommen, die Treppe ist präpariert.
Dann wiederhole ich das Ganze im Wohnzimmer. Gehe wieder auf die Knie, öle die Dielen ein, krabble unter den Esstisch. Natürlich verliere ich schnell die Geduld und nach dem Motto: viel hilft viel, haue ich drauf was geht. Es sieht erstaunlich gut aus. Der Boden wirkt frisch. Jetzt kann die Familie kommen, die Wohnung ist präpariert.
Ihr seht, ich mache das Gegenteil von dem, was ich mir vornehme. Die Haltbarkeit guter Vorsätze ist manchmal bedenklich kurz. Anscheinend besonders in der Vorweihnachtszeit. Dafür gibt das Holz nun eine Zeitlang Ruhe. Am Ende freue ich mich über mein auf die lange Bank geschobenes Werk. Lächle befreit. Erledigt. Check.