#350 Meilenstein 7

Ich öffne zum dritten Mal den Kühlschrank und schaue hinein. Irgendwie kann ich mich nicht entscheiden, was ich gegen mein diffuses Hungergefühl unternehmen soll und schließe ihn erneut. Dafür hole ich einen Teelöffel aus der Schublade. Tauche ihn in die Chrunchy Erdnussbutter. Danach noch in den Schokoaufstrich. Süß und salzig zugleich, wie ich es mag. Mit dieser Stärkung lehne ich mich mit dem Rücken an die Heizung, schlecke am Löffel und schaue in den Garten, der sich zunehmend im schwindenden Tageslicht verliert.

Dreihundertfünfzig Texte werden es heute. Was für eine gigantische Zahl. Bevor ich irgendwann einen detaillierten Jahresrückblick und Ausblick starte, möchte ich mich gerne sammeln. So gut es irgendwie geht. Manchmal komme ich mir vor wie in einer Show. Ich erinnere mich dunkel, dass ich aus dem Fernsehen den Satz aufgeschnappt habe: „gerade in Sonstwo und jetzt in unserer Show“. Etwa in der Art. Dann trat die Person, von Nebel umhüllt, auf die Bühne und es ging los.

So ähnlich geht es mir oft, wenn ich den Alltag mit seinen Plagen hinter mir lasse und mich hinsetze, um zu schreiben. Da keine Moderatorin greifbar ist, motiviere ich mich selber mit einem flotten: „hex, hex“. Mein Stichwort. Dann verändere ich mich. Wechsle selber meine Rolle, meine Gedanken und deren Inhalt sowie den Sitzplatz. Von Zahlen, Daten, Fakten zu der Tätigkeit, die mir wirklich wichtig ist. Zum Schreiben. Mein „hex, hex“ besteht heute, wie ihr seht, aus einem Teelöffel kalorienreicher Stärkung. Macht nichts, ich habe nachher Schwimmtraining.

Aber das ist es, was ich in diesem siebten Meilenstein gerne festhalten möchte. Die Herausforderung, Kunst und auch mein Bedürfnis, mich täglich meinem Alltag auf eine andere Weise zu nähern. Allen alltäglichen Widrigkeiten zum Trotz ist genau das, was mich antreibt, was mich diszipliniert, mich trägt. Schreiben macht glücklich. Ganz einfach.

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