#366 Neujahr

Der erste Tag des neuen Jahres startet mit einem ausgedehnten, späten Frühstück. Knackdings und Backdings steuern warme Hörnchen hinzu und ich sehe zu, wie das Schokotäfelchen darauf schmilzt.

Danach begebe ich mich auf eine Runde um den Block, lasse meinen Gedanken ihren Lauf. Möchte sie sortieren. Überlegen, was ich mit mir und dem neuen Jahr anfangen soll…

Es ist Sommer. Ich befinde mich auf meiner üblichen Joggingrunde durch die Weinberge und Schrebergärten, die hier „Stückle“ genannt werden. Mein Atem geht ruhig und gleichmäßig, als meine Füße mir nichts, dir nichts eine neue Richtung einschlagen. Anstatt die gewohnte Runde fortzusetzen, biegen sie in einen Weg ab, den ich nicht kenne. Nun gut, hier ist alles überschaubar. Ich werde mich schon nicht verlaufen.

Zuerst komme ich an einem Garten vorbei, der sich komplett von seiner Umgebung abhebt. In Feng Shui Manier präsentiert er sich klar komponiert zwischen dem Wildwuchs der angrenzenden Streuobstwiesen, Tomatenstangen, Rabatten.

Der Weg verjüngt sich. Rosenbüsche bilden eine hohle Gasse. Ich laufe durch einen blühenden Tunnel. Auf der anderen Seite öffnet sich mein Blick. Ich schaue über das Tal und die Großstadt, die mir zu Füßen liegt.

Am Straßenrand lehnt sich ein Gartentisch mit buntem Wachstuch und Blümchenvase eng an eine Steinmauer an der ein Bild hängt. Zwei Stühle stehen einladend daneben. Niemand ist zu sehen. Langsam komme ich ins Grübeln. Erlebe ich das gerade wirklich?

Ich bin weit genug gelaufen, nehme die nächstgelegene Abzweigung, um wieder an meinen Ausgangspunkt zu gelangen.

In diesem Augenblick sehe ich eine Handvoll Lamas, hellbraun und dunkelbraun im Fell, auf einer Wiese grasen. Ich stutze, staune, bleibe stehen. Bemerkenswert. Viel wäre mir entgangen, wäre ich nicht abgebogen.

Dieser Erinnerung nachhängend beschließe ich, Neues in meinem Leben willkommen zu heißen und mich gleichzeitig stets auf eine Sache zu konzentrieren. Ein guter Vorsatz.

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