#372 Vogel aus der Mauer

Ich ziehe mir schnell Jacke und Schuhe an und laufe in der Mittagspause rüber zum Bäcker, damit heute Abend was auf den Tisch kommt. Nachdem es die vergangenen Stunden unablässig geregnet hat, ist die Sonne rausgekommen und ihre Strahlen spiegeln sich auf dem nassen Gehweg, dem nassen Asphalt.

Ich nehme das Übliche und wünsche der Verkäuferin ein gutes neues Jahr. Sie antwortet mir mit einem Lächeln und stellt fest, dass der Alltagstrott das Regiment bereits fest in Händen hält. Das sehe ich ganz genauso. Wer hat bloß an der Uhr gedreht?, frage ich mich, trete den Heimweg und den zweiten Teil des Arbeitstages an.

An ereignisarmen Tagen, die ansonsten vielleicht sogar eher von Ärgernissen, denn Besonderheiten geprägt sind, ist dix:Minutes eine Herausforderung. Keine neue Erkenntnis. Ihr habt davon gehört. Heute entscheide ich mich dafür, beim Schließen meines Arbeitsgeräts den Bürokram hinter mir zu lassen. Schließlich gibt es überall solche und solche Tage. Völlig normal. Jetzt genieße ich lieber die Freiheit zu tun, was mir beliebt.

In meine Fotos versunken, stoße ich auf ein Graffiti, das ich unlängst am Wegesrand entdeckt und aufgenommen habe. „Vogel aus der Mauer“ nenne ich es insgeheim, anstatt „Phönix aus der Asche“. Denn die hier gezeigte Version, erscheint mir eine Schmalspurvariante darzustellen. Der Vogel hat bei seiner Landung, oder seinem Start (?), seinem Ausbruch gar (?) allerhand mitgenommen. Wie es aussieht, bleibt er schadensfrei. Sehr beeindruckend.

Wie für Wimmelbilder hege ich ebenfalls für gut gemachte Graffitis eine gewisse Leidenschaft. Wenn sie so gut gezeichnet sind wie dieses, fallen sie mir sofort ins Auge. An jeder kleinen Ecke gibt es was zu bestaunen. In diesem Fall gibt es noch mehr zu sehen. Ich muss genau hinschauen. Habt ihr es schon entdeckt? Den bemalten Blumentopf mit einem Olivenbaum, der davor, in real, steht?

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