Das Frühstück ist in der geräumigen Küche der Unterkunft gerichtet. An einer langen Tafel haben alle Gäste Platz. Es wird munter parliert. Auf französisch und englisch. Alles durcheinander. Wer woher kommt und wohin es sie oder ihn heute verschlägt. Wer welche Erfahrungen mit was hat und so weiter. Alle sind gleich. Jeder spricht mit jedem. Es gibt Pilger und Gestrandete, eine Familie, die sich nach langer Fahrt einen Tag Nichtstun gönnt. Ich sitze dazwischen, greife nach dem Pain au Chocolat, gebe ab und zu meinen Senf zur Unterhaltung dazu. Unsere britische Gastgeberin (one english girl in France!) hat gleich drei unterschiedliche Orangenmarmeladen aufgetischt. Soviel Tribut an die Heimat muss offensichtlich auch bei ihr sein. Lecker sind sie mal auf alle Fälle.
Der Einstieg in die heutige Tour – auch das ist so wie immer – braucht etwas. Das Navi ist da bisweilen etwas indifferent. So machen wir einen kleinen Schlenker durch den Ort. Die Angler stehen im flachen Fluss, in Latzhosengummistiefel und haben ihre Ruten ausgeworfen. Die Sonne scheint auf die bunter Häuserfront am Ufer und auf der anderen Seit der Brücke, über die wir fahren, lassen sich die Pyrenäen blicken. Unsere Tour führt uns durchs Katharer-Land. Das Chateau de Montsegur ist allgegenwärtig und winkt an einer Stelle aus der Ferne.
Ich komme an toten Kröten und einer sehr großen, ebenfalls toten, Eidechse vorbei. Ansonsten gibt es Hühner und Hunde, Schafe, Ziegen, Pferde, schreiende Esel und braune und weiße Kühe. Allesamt glücklicher Weise sehr lebendig. Und keine Weinreben mehr. Die Landschaft hat sich von Ackerbau zu Viehzucht verwandelt. Der Wind bläst weiterhin, heute allerdings deutlich kühler als gestern. Es ist bedeckt und meine Verfassung ist fast wieder komplett hergestellt (#236 sechzig Kilometer).
In guter alter Gewohnheit kehren wir zum Mittagessen im Carrefour express ein. Dort kaufen wir Salat, Baguette und Getränk ein. Auf einem Mäuerchen in der Nähe machen wir es uns bequem, picknicken, schauen dem Treiben um uns herum zu und sind zufrieden mit Streckenverlauf und Streckenfortschritt. Wir liegen gut in der Zeit. Wir freuen uns auf einen Kaffee im Zielort, danach Dusche im Hotel und Mittagsschläfchen. Das sind gute Aussichten.
Unsere Unterkunft ist doppelt so teuer wie gestern dafür mit halb so viel Charme. Auf dem Bett sitzend gibt’s vor der Dusche ein paar Kaminwutz, die mein Begleiter aus seinem Rucksack zaubert sowie das restliche Baguette von vorhin. Ehrliche körperliche Arbeit produziert einfach diejenige Art von Appetit, die jede simple Speise königlich schmecken lässt.