Bevor ihr fragt: ja, ich war gestern im Meer baden (#244 Lifeguard im Monoblock). Natürlich.
Nachdem der gestrige Tag mit ein klein wenig Kaffee aus dem Automaten, abgepacktem Kochschinken, Honig, Croissants und Baguette sehr rustikal als Picknick begann, endete er mit einem wunderbaren Abendessen. In schönem Ambiente gab es eine Flasche Weißwein, Austern, Loup de Mer und Crème brûlée, Espresso. Krasser könnten die Unterschiede kaum sein. Ich weiß, dass ich mich wiederhole. Dennoch staune ich stets aufs Neue über die Vielfältigkeit und vor allen Dingen über das, was es mit mir macht. Sie macht mich zufrieden. So einfach ist das.
Soviel dazu. Das Leben auf dem Campingplatz hat seinen ganz eigenen Reiz. Kontaktscheu darf hier keiner sein. So hautnah, wie man sämtliche menschengemachten Verhaltensformen ganztägig mitbekommt. Von den Geräuschen ganz zu schweigen. Wer jedoch die Nase rümpft und sagt: das ist nichts für mich, beobachte sich beim nächsten Toilettengang selber. Auch das ist eine erstaunliche Erkenntnis. Denn hier sind alle gleich. Sieht man von den winzigen Unterschieden der Behausung einmal ab.Pilote steht neben Knaus, Dethleffs und wie sie alle heißen. Die Ausführungen deuten auf Abenteuerlust und Fernweh hin. Südwind, Sunlight und Stardust, Hobby, Challenger, Belcanto.
Eingekeilt zwischen einem Wohnmobil des Typs „keine Wünsche offen“ parkt auf der anderen Seite neben unserem zwei-Personen-Zelt ein umgebautes Feuerwehrauto in feuerwehrrot. Wenn ich auf der Autobahn oder sonst wo an einem Wohnmobiltyp „Pilote“ vorbei fahre habe ich immer eine Szene aus Jane Eyre im Kopf. Im Roman von Charlotte Bronte hießt der Hund von Mr. Rochester so, also fast. Er heißt Pilot. In welche Nischen sich unnützes Wissen bisweilen verkriecht, bleibt ein großes Geheimnis.
Abgesehen davon ist die elektrische Fernbedienung als Einparkhilfe das „must have“ des Jahres. Selbst der kleinste Wohnwagen wird lässig mittels elektronischer Hilfe genau in die Stellung bugsiert, die den Eigentümern beliebt. Sowieso ist das Schauspiel des Einparkens und Ausrichtens, des Justierens und des häuslichen Einrichtens ganz großes Kino. Bei allem Schauen bin ich mir bewusst, ebenfalls Anschauungsobjekt meiner Umgebung zu sein. So gesehen herrscht hier Chancengleichheit. Ich mache mir keine Illusion darüber, dass nicht auch über uns gesprochen wird.
Heute Abend fällt unser Abendessen ebenso rustikal aus, wie es gestern früh begann. Allerdings ist der Wein von Gérald Bertrand, ein wenig exquisit darf es dann schon sein, nachdem wir den ganzen Tag faul am Meer in der Sonne gelegen haben. Morgen geht es weiter gen Süden die Küste runter. Zigmal haben wir geplant und wieder verworfen. Das ist nun das Ergebnis. Ich werde berichten.