#251 von roten Ochsen

Es ist sehr angenehm in den Tag hinein zu leben. Ich genieße ihn heute in vollen Zügen. Nachdem ich in den letzten beiden Wochen per Bikepacking in Südfrankreich und Spanien knapp eintausend Kilometer und zehntausendsiebenhundertfünfundsiebzig (ich schreibe diese Zahl gerne aus, weil sie für mich absolut gigantisch ist) Höhenmeter zurückgelegt habe, ruhe ich mich hier für ein paar Tage aus.

Mein kleiner Spaziergang in den nächstgelegenen Ort entpuppt sich als schwieriger denn gedacht. Warum? Gute Frage. Mir tun die Beine beim Laufen weh. Das ist eine komplett neue Erfahrung. Ich bin so viel mit dem Rad gefahren, dass sich meine Beine das Laufen abgewöhnt haben. Kann das wirklich sein? Ich kann es kaum glauben. Ein wenig stimmen wird meine Beobachtung schon, sonst würde ich schließlich nichts merken. Anders betrachtet zeigt dies, welche erstaunlichen Fähigkeiten der Körper bei bestimmten Reizen antizipiert und sich darauf einstellt. Einstellen kann. Fantastisch, oder?

Was der Körper automatisch imstande ist zu tun, schafft das Hirn oft nicht automatisch. Ein Defizit, welches ich gestern bereits bemerkt habe (#250 eins – Meilenstein 5). Ich habe mich gefragt, warum sich selbst im hintersten Winkel Spuren menschlicher Zivilisation finden lassen. Leider nicht immer in Form von Steinkreisen oder Höhlenmalereien, sondern eher in Form von Abfallprodukten. Ebenfalls unverwüstlich wie unbehauene oder behauene Findlinge.

Auf meinem Rückweg entlang der Nebenstraße aus dem Ort zu meiner Unterkunft beginne ich nach einer Weile die Dosen im Straßengraben zu zählen. Besonders auffällig sind diejenigen mit dem roten Ochsen als Emblem. Aber es gibt auch andere. Ohne genaue Strichliste, komme ich jedoch zu der Erkenntnis, dass hier ein Hotspot einheimischer (?) Zuckerwasserliebhabende in freier Wildbahn anzutreffen wäre. Einstige:r Eigentümer:in und Getränk vereint in Dummheit und Ignoranz. Wahrscheinlich sind der- oder diejenigen für einen Moment der Ansicht, die Dose bekäme Flügel wie sie.

 

 

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