Gut zwei Wochen später ist er vom Törn zurück. Immer mit Bart und voll mit Geschichten aus Seemannsgarn. Es folgen Erzählungen über Leichtmatrosen, die beim ersten Wind kotzend über der Reling hängen. Von Männern, die bestenfalls geeignet sind, Taue aufzurollen oder als Ballast das Boot im Gleichgewicht halten. Vom Smutje, der reichlich und scharf kocht. Von durchwachten Nächten bei rauem Seegang. Von der Konkurrenz zwischen Möchtegernseglern und Fischkutterbesitzern, die wenig Spaß verstehen. Von Seehunden, Meerjungfrauen und Rum. Und schließlich von endloser Weite und fernen Horizonten, tanzenden Schaumkronen, schreienden Möwen. Ich lausche, wie ich immer seinen Geschichten lausche, gespannt zu.
Der Versuch, ein Patent bei einer norddeutschen Brauerei anzubringen, das mit Dosenbier, Spülwasser und einem Grillrost zu tun hat, scheitert. Aber das ist eine Geschichte für sich.
Um für den jährlichen Hochseetörn fit zu bleiben, haben wir an einem großen See im Ammerland ein eigenes Boot liegen. Viele Wochenenden verbringt er hier. Manchmal segle ich mit. Manchmal, jedoch viel zu selten, um es zu lernen.
Jahre später bekomme ich das Spektakel des Stauens am Kai in La Boedings mit. Da ist ordentlich was los. Klappernd schlägt der Wind die Taue gegen den nackten Mast. Das Vorschot vibriert und singt im Wind. Das Großsegel ist um den Baum gewickelt, die Fock noch eingeholt. Der Rest der Takelage klemmt in Winschen fest. Der Wimpel oben am Mast flattert. Pfänder hängen über der Reling, drücken sich gegen Pfähle oder andere Boote. Quietschen dabei gummiartig. Alles ist in Bewegung, selbst im Hafen. Alles hat seinen eigenen Sound.
In einem Leiterwagen karren die Männer den Proviant ran, verstauen den flüssiger Anteil im aufklappbarem Tischfuß. Eng ist es unter Deck und weil das so ist, ist alles peinlich genau aufgeräumt. Nichts ist überflüssig oder nutzlos. Jeder Handgriff muss sitzen auf See, wenn die Seele ihr anvertraut ist.