#425 Couch

Klassischer Weise gehört samstags der Einkauf zu meiner Routine. Ich gehe zum Wochenmarkt oder Laden, je nachdem, was gebraucht wird. Heute begleitet mich die andere Hälfte meines Haushalts zum Markt. Das bringt mich durcheinander. Normalerweise ist er zu dieser Tageszeit am Wochenende mit Training beschäftigt. Heute offensichtlich nicht. Ihm ist nicht ganz wohl damit, denn er betritt ungewohntes Terrain. Das Terrain des samstäglichen Stadtflaneurs.

Doch er hat ein anliegen. Neue Schuhe. Aha. Sneakers. Nun gut. Wir betreten den ersten Schuladen und er steuert zielstrebig das Regal mit den Turnschuhen an. Hm. Nix dabei für ihn. Auf zum nächsten Laden. Das ein oder andere Paar schafft es dort vom Regal an seine Füße. Währenddessen ich, völlig fasziniert, ein anderes Gespräch zischen Verkäuferin und Kunde mitbekomme. Ob das Modell aktuell im Trend liegt, fragt der Enddreißiger und ob eher weiße Sohlen oder schwarze angesagt sind. Ob die Schuhe zu seinem Outfit passen. Was eigentlich der Unterschied zwischen diesen und jenen Schuhen ist. Fragen über Fragen. Für welche er sich am Ende entscheidet, bekomme ich nicht mehr mit. Wir sind durch. Nichts dabei.

Wir besorgen noch einige Kleinigkeiten. Beim Rauslaufen aus der Passage stellt er unumwunden fest, dass er mich scheinbar mehr stört als hilfreich ist. In den nächsten acht Wochen demzufolge kein schlechtes Gewissen hat, wenn er mich nicht begleitet. Ich widerspreche nicht, hake mich unter, schmiege mich an ihn und freue mich, ihn an meiner Seite zu haben. Schließlich probieren wir unser Glück im Schuhgeschäft Nummer drei. Hier ist die Auswahl besser und er wird fündig. Richtige Marke, vertretbarer Preis, bequem, passt. Also, wer sagt’s denn.

Der Nachmittag gehört dann mir und meiner Gartenarbeit, während die andere Hälfte meines Haushalts Intervalltraining macht. Jetzt ist wieder alles im Lot und wir treffen uns zu einer Tasse Kaffee auf der Couch

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