Das Programm für heute Abend ist klar. Aus den Ohrenwinkeln schnappe ich beim Schreiben immer wieder den einen oder andern Kommentar auf, der mich aus dem anderen Winkel unseres Wohnzimmers erreicht. Es läuft Fußball in der Glotze und die andere Hälfte meines Haushalts liegt auf dem Sofa davor. Standesgemäß. Im blauen Retro-Trainingsanzug mit den drei Streifen und fiebert mit seiner Lieblingsmannschaft mit. Für dieses Spiel hat er sich am vergangenen Wochenende sogar einen Streaming-Account für die Liveübertragung zugelegt. Extra nur dafür. Schließlich ist Fußball eine ernste Sache.
So ernst, dass er vor ein paar Wochen, Mitte Februar, mit einem weiteren Fan aus der Familie an einem kalten Dienstagabend den Weg ins Stadion nach Münchdings angetreten ist. Im Männerchat hatten die Jungs ihren Trip vorab ordentlich, allerdings ohne viele Worte, geplant.
Ich hatte es mir gemütlich gemacht, als mich das Foto erreicht, auf dem mir zwei glücklich dreinschauende aber reichlich verfrorene Nasen entgegenlachen. Sie sitzen im Stadion. In gespannter Erwartung, voller Vorfreude und eingemummelt in dicke Jacken, warme Schuhe, Mützen und Kapuzen. Beide tragen den neuerworbenen Fan-Schal um den Hals. Dieser kommt auch heute wieder zum Einsatz. Liebevoll drapiert liegt er nun gut sichtbar auf dem Sofa vor dem Bildschirm.
Der Abend ist mittlerweile fortgeschritten, als ich mein Schreibgerät zuklappe, um den Rest bis zum Schlafen gehen ebenfalls auf dem Sofa zu verbringen. Die erste Halbzeit ist vorbei. Ich geselle mich zu ihm und versuche nichts zu sagen. Ab und zu rutscht mir natürlich eine Bemerkung raus, aber er ist gnädig mit mir. Seine Mannschaft gewinnt.
Den Fan-Schal räumt die andere Hälfte meines Haushalts am nächsten Morgen weg. Ich schmunzle bei seinem Versuch, ihn über den Bildschirm zu hängen. Das hält nicht. Er rutsch ständig runter. Zum nächsten Spiel, das ist mir klar, liegt er dann wieder da. Ehrensache.