Schäfchenweiße Wölkchen ziehen am Himmel vorbei. Eines sieht aus wie ein Seepferdchen, ein anderes wie ein Huhn mit einem Blatt im Schnabel. Ich liege auf dem Rücken, dehne und räkle mich. Das ist meine Aufgabe. Ich genieße die Bewegungen meines Körpers. Dabei schaue ich nach oben. Steine liegen neben Blumentöpfen auf den Fensterbänken. Wie Tentakeln ragen dickfleischige Blätter einer Pflanze über den Rand ihres Topfes hervor. Ich folge mit meinen Augen den Pinselstrichen, die kaum erkennbar bei diesem Licht heute sichtbar sind. Ich bleibe an dem kleinen Stück Kabel, das aus der Decke schaut, hängen. Manchmal dient es mir als Fixpunkt. Ich entdecke ein sich im Luftzug der Heizung leicht hin und her bewegendes, halb zerfetztes Spinnengewebe, als ich von meiner Position aus dem Fenster über mir in den Himmel schaue. Es ist Yogazeit.
Wie immer ist es eine coole Übung, auf dem Boden zu liegen. Die Welt sieht, von dieser Warte betrachtet, ganz anders aus. Entfernungen ändern sich, Blickwinkel auch. Einmal pro Woche bekomme ich auf diese Weise neue Horizonte eröffnet. Ohne Yoga würde ich wahrscheinlich nicht auf die Idee kommen, mich auf den Fußboden zu legen, nehme ich an. Und die Welt von unten zu betrachten. Das ist eine ähnlich gute Übung, wie auf einen Stuhl oder Tisch zu steigen und sich umzuschauen.
Ich kann diesen Perspektivwechsel gut gebrauchen und merke, wie sehr es mich entspannt. Dazuliegen und zu schauen. Meine Gedanken gehen spazieren. Mein Körper ist damit beschäftigt, in den Übungen die Balance zu halten. Wunderbar. Entspannung pur.
Wie ich es von meinen Gedanken gewöhnt bin, springen sie hin und her. Aus dem nichts denke ich an die Knoblauchzehe, die wild entschlossen in der Schale neben meinem Herd angefangen hat zu keimen. Der Wille muss belohnt werden. Am Wochenende pflanze ich sie in den Garten.