#449 Monsieur P. und andere Kuriositäten

In Vorbereitung aufs Abendessen öffne ich die Kühlschranktür. Unverwandt schauen mir von dort Salz- und Pfefferstreuer entgegen. Beides Überbleibsel vom letzten Frankreichurlaub. Nanu, wer hat euch denn in den Kühlschrank verbannt, lache ich und schiele zur anderen Hälfte meines Haushalts rüber, der unschuldig drein schaut. Wir amüsieren uns beim Essen darüber und ich erzähle ihm folgende Geschichte:

Früher, in unserer Straße, in unserer Reihenhaushäuserreihe, wohnte einst ein Mann aus Frankreich. Ein Franzose. Ob er mit oder ohne Familie einzog, keine Ahnung. Ist auch egal. Wir waren von der Straße aus gesehen Haus Nummer zwei und Monsieur P. hatte das letzte bezogen. Nachdem seine Möbel ausgeladen, er es sich in seinem neuen Quartier bequem eingerichtet hatte, kam er zum Kennenlernen vorbei.

Es klingelt an der Haustür. Mein Vater öffnet und ich bin wie der Blitz neben ihm. Schließlich will auch ich wissen, wer da ist. Ein hagerer Mann Mitte vierzig steht vor uns. Leicht ergraut mit Bart. Lachfältchen spielen um seine Augen. Er ist ziemlich leger gekleidet. Trägt das weiße Leinenhemd lässig über der Blue Jeans. Ich schaue ihn neugierig an, denn er spricht mit einem mir fremden Akzent. Es kommen viele „schs“ aber keine „hs“ in seinen Wörtern vor. Die Männer reichen sich die Hände, nennen ihre Namen. Mein Vater grinst breit. Unser Besucher hat scheinbar etwas komisches gesagt.

Während ihm der Franzose erklärt, dass er in der Stadt eine kleine Bildergalerie in einer Passage eröffnet hat, lächelt er weiter still vor sich hin. Unser Gast scheint dies zu bemerken. Voller Zutrauen auf die Jovialität meines Vater stellt er die Frage, die ihn zu beschäftigen scheint. Nämlich, warum Leute oft belustigt sind, sobald er seinen Namen nennt. Dabei kann mein Vater schnell Abhilfe schaffen. Pímmel, so sein Name, würde hierzulande nun einige Assoziationen hervorrufen.

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