#474 Überbleibsel

Das Spiel ist aus und alle verlassen das Stadion, die Arena oder den Saal. Im Kino, beim Sport oder Konzert. Doch verlassen nicht alle oder verlässt nicht alles den Ort des Aufenthaltes. Irgendwas bleibt immer zurück. Das Überbleibsel. Der letzte Rest, die Hinterlassenschaft. Es ist ziemlich egal, wie ich es nenne. Ihr wisst, was ich meine. Neulich im Kino mussten wir uns beim Einlass gedulden. ‚Es müsse noch sauber gemacht werden‘, erfahren wir. Also denjenigen hinterhergeputzt werden, die es nicht geschafft haben, ihr Zeug einfach wieder mit nach draußen zu nehmen. Warum ist das so, frage ich mich. Ist es wirklich anstrengend, den Müll mit zu nehmen und ihn in dafür draußen bereit stehende Behältnisse zu entsorgen?

Ich überlege mir bei diesem Beispiel, wie Menschen ticken, die die einfachsten Regeln des Anstands verletzen. Gedankenlosigkeit? Nachlässigkeit? Ignoranz? Mangelndes Problembewusstsein? Naivität? Dummheit? Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem. Dabei wäre es doch ein leichtes, sich hier ein wenig zusammen zu reißen und mitzumachen. Dreistigkeit siegt, habe ich aus früheren Jahren als Redewendung dafür im Ohr. Tja, daran hat sich offensichtlich nicht viel geändert.

Mit dem ausgestreckten Finger auf diejenigen Personen zu zeigen, die hier offensichtlich ein Problem haben, halte ich für wenig zielführend. Ich würde es eher mit Gandhi halten und passiv durch mein eigenes Vorbild und Verhalten versuchen, Andere zum Mitmachen zu überzeugen. Die Krux an dieser Geschichte ist, dass sich genügend Menschen zusammenfinden müssen, die das ebenfalls tun. Ansonsten bin ich der gutmütige Depp vom Dienst, der oder die ausgenutzt wird von den Personen, die glauben, sie seien etwas Besseres. Leider scheint mir das eine Spezies zu sein, die gerade wild wie Pilze nach einem warmen Sommerregen aus dem Boden sprießt. Sie vermehren sich, wie Schimmel im Bad, schnell und sie lassen leider nicht nur Flaschen stehen.

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