#488 Feuerwehrmann Sam

Ich stehe unter der Dusche, drücke zum wiederholten Mal auf den Knopf, lasse das heiße Wasser über meinen Körper fließen. Es dampft um mich herum und ich höre dem Gespräch zwischen Mutter und Sohn in der angrenzenden Duschkabine amüsiert zu. Nennen wir den Kleinen Leo. Der hat seinen eigenen Kopf. Seine Mutter versucht es mit gutem Zureden und Ermahnungen. Beides Taktiken, die ich nur zu gut kenne. Beides fruchtet nicht. Auch das kenne ich bestens.

Ich bin groggy, ohne Zweifel, aber es könnte schlimmer sein. Erstaunlicher Weise kann ich mich noch bewegen, mache allerdings langsam und genieße den heißen Wasserstrahl. Nebenan geht die Diskussion in die nächste Runde. „Woher hast du diese Sätze“, fragt die Mutter entgeistert, „aus dem Kindi?“. „Nein“, antwortet Leo selbstbewusst, „von Feuerwehrmann Sam“. Ich lache in mich hinein. Überlege kurz, ob ich draußen warten soll, um mitzubekommen, wer aus der Kabine kommt. Ich verwerfe den Gedanke, schlendere zurück zu unserem Bungalow. Der hätte eigentlich eine eigene Dusche. Allerdings ist der Boiler kaputt. Wir sind nicht auf Krawall gebürstet, sind ebenso nett, wie die Leute hier, die alles probieren und warten bis Montag mit dem Austausch.

Heute früh begann mein Tag damit, dass die andere Hälfte meines Haushalts uns jeweils drei Gels für eine verhältnismäßig kleine Tour rausgelegt hat. Vierzig Kilometer einrollen. Alles klar. Nachtigall ick hör dir trapsen. Natürlich befanden wir uns irgendwann am Aufstieg zum Mont Ventoux. Natürlich sind wir hoch. Also er, ich habe es nur bis zu Kilometer dreizehn von einundzwanzig geschafft. Dann kam das Gewitter. Gekracht hat es plötzlich hinter mir. Wir telefonieren kurz. Er ist gerade oben angekommen und macht sich sofort auf den Rückweg. Ich fahre noch ein wenig weiter. Regen. Wind. Donnerschläge. Es wird ungemütlich am Berg. Dann ziehe alles an, was ich dabei habe. In diesem Moment sind wir wieder vereint und fahren ab. Sicher ist sicher.

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