Da es bei uns keine festen Parkplätze gibt, ist der Feierabend oft mit der Suche nach einer geeigneten Fahrzeugabstellmöglichkeit verbunden. Dieser Umstand, stelle ich heute fest, birgt einen kleinen Schatz. Er verschafft mir nämlich ständig neue Perspektiven auf die Umgebung meines Zuhauses. Ich nehme also heute einen anderen Weg als gestern, als letzte Woche und stelle eine Veränderung fest. Ich kann sie nicht ganz einordnen. Es sieht anders aus. Es blüht im schönsten Klatschmohnrot zwischen Autos, Fußweg und Straße. Sofort mache ich einen Schnappschuss der Pracht.
Daheim angekommen, wartet eine weitere Überraschung auf mich. Neben Werbung und einer Krankenkassenzeitschrift, fische ich einen Flyer aus dem Briefkasten, der irgendwie anders ausschaut, als das übliche Gedöns. Mir fällt auf, wie liebevoll er gestaltet ist. Kleine Piktogramme, Blumen, Schubkarre und Harke sind zu sehen und ein wenig Text. Ich bin neugierig. „Baumbeete bepflanzen“ lautet die beidseitige Überschrift. Aha. Interessant.
Ich lese den kurzen Text und finde die Aktion gleich gut. Entlang unseres Straßenabschnitts und der nächsten Querstraße sollen die Baumbeete verschönert werden. Die Baugenossenschaft lädt zur Eigeninitiative der Nachbarschaft ein. Arbeitsmaterial wird gestellt, Pflanzen und Samen sind da, externe Hilfe gibt es ebenfalls. Es wird auf bereits bestehende Aufhübschungen an anderen Stellen in der Umgebung hingewiesen und ich kann mir vorstellen, dass vielleicht sogar ein kleiner Wettstreit entstehen könnte. Unser Dorf soll schöner werden, sowas.
Dann dämmert es mir – hat das was mit dem Klatschmohn zu tun? Vielleicht. Das wäre toll. Links und rechts an den Straßen blühende Inseln. Was für eine schöne Aussicht, wenn keine gelben Säcke mehr das einzig Bunte unterhalb der Bäume wären. Vielleicht hat eine erfolgreiche Pflanzaktion zur Folge, dass wir alle mehr darauf Acht geben, was uns umgibt. Uns daran erfreuen, wenn etwas grünt und blüht. Einen Versuch ist es allemal Wert, finde ich!