Gags über Travelling with Deutsch Bahn gibt es genug. Alles Wahrheiten, die neben den subjektiven Eindrücken auch ganz objektiv existieren.
Ich betrete die Welt des Schienenverkehrs über meinen altbekannten Bahnhof in Bad Canndings, steige in die S-Bahn Richtung Hauptbahnhof. Den Fußweg zwischen S-Bahn und Hauptbahnhof nehme ich gerne in Kauf, schließlich sitze ich neun Stunden bewegungslos im Zug.
Der IC steht bereit. Ich habe reserviert, laufe am Zug entlang bis zum entsprechenden Wagon. Er ist fast leer. Trotzdem schlängt mir als erstes eine abgestandene, muffige Luft entgegen, die ich nicht den bereits Anwesenden anlasten kann. Schnell wird mir klar, die besten Zeiten meines Exemplars sind lange vorbei.
Nun kann es beginnen, das Studium der Individuen, dem ich mich nicht entziehen kann, so lange ich mich gefangen in und an einem schmalen Sessel mit Tisch befinde. Ich schnappe Wortfetzen auf, werde Zeugin beim unterschiedlichen Umgang mit belegten Sitzplätzen und höre den Durchsagen zu. Unser Zugführer ist sehr beflissen, macht seine An- und Durchsagen konsequent freundlich aber kompromisslos. Will er den Haufen in einem voll Zug im Griff behalten, geht es nicht anders.
Wir sind planmäßig unterwegs. Mein Gegenüber nutzt jeden Halt dazu, eine Rauche zu gehen. Im vorgeschriebenen Bereich versteht sich. Schmuck ist eindeutig ihr Faibel. Das ist nicht zu übersehen. Ringe über Ringe bestücken sämtliche Fingerglieder, die neben der Zierde eine weitere, durchaus notwendige, Funktion erfüllen. Mit einem, wie eine Schlange gewundenen, öffnet sie gekonnt die Spezidose. Mit den Nägeln, ebenfalls jeder einzelne liebevoll designt, ist das offensichtlich unmöglich.
Zwei junge Männer kommen vorbei. Verkaufen Schnaps. Wirklich. Sie sind bestens organisiert und in Mangel eines Bordrestaurants eine ganz andere Geschäftsidee. Selbst ohne Bargeld kann der geneigte Konsument per QR-Code bezahlen. Das wird lustig. Bin gespannt, was mich noch erwartet. Vielleicht brauche ich später selber einen.