528 durch den Wald

Ich biege mit dem Rad von der Straße in den Waldweg ein, wo mir sogleich der unverkennbare Knoblauchgeruch des Bärlauchs entgegenschlägt. Ich dachte, die Zeit sei schon längst vorbei. Deshalb schaue ich mich um. Tatsächlich, an den schattigen Stellen am Fuß des Anstiegs sind die Frühjahrsboten noch nicht verblüht. Für mich geht es auf dem Waldweg nun bergauf.

Ich saß viel zu lange nicht mehr auf dem Rad. Das merke ich sofort. Meinem Schweinehund kann ich dafür dieses Mal leider nicht die Schuld in die Schuhe schieben. Sondern muss mich viel mehr an die eigene Nase fassen. Ich entschuldige mich damit, dass andere, wichtige Dinge im Vordergrund standen. So ist das manchmal. Es klappt nicht immer alles gleich gut.

Dennoch habe ich mir fest vorgenommen, mich nicht hängen zu lassen und trete ordentlich in die Pedale. Der Anstieg ist ziemlich lang, daran erinnere ich mich. Allerdings soll es so sein, ich will schließlich trainieren. Und hier im Wald ist es wenigstens sehr angenehm zu fahren. Bin gespannt, an welcher Stelle ich auf unserem Hausberg raus komme. Genau weiß ich das nicht, habe nur eine Ahnung.
Oben angekommen halte ich an, trinke einen Schluck und mache den Schnappschuss von der Jakobsweg-Muschel. Da fühle ich mich gleich gut behütet, schließlich bin ich ausnahmsweise ohne die andere Hälfte meines Haushalts unterwegs.

Komisches Gefühl. Ohne ihn. Ihr wisst es ja bereits: ich bin die Meisterin im Hinterherfahren. Daher fällt es mir schwer, mich zu orientieren, wenn ich alleine fahre. Heute ist zum Glück alles halb so wild, ich weiß, wo ich mich befinde. Genieße also den abendlichen Sonnenschein, strenge mich auf der Ebene ordentlich an. Auf der Straße lasse ich es rollen, drücke, was geht. Kette rechts. Zum Schluss cruise ich lässig die Straße, die sich am Berg hinabschlängelt, runter.

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