‚Da brat mir doch einer nen Storch!‘ denke ich, als ich in völliger Seligkeit einsam auf dem stillen Örtchen sitzend diese verwegene Botschaft gleich einer Flaschenpost an der Innenseite des Reißverschlusses meiner Jeans in liebevollem Schriftzug lese: Designed in Mannheim. An kaum einem anderen Ort und erst recht nicht zu einer anderen Gelegenheit, wäre ich verblüffter als hier. Justamente in diesem Augenblick der Intimität. Fast habe ich das Gefühl als würde mich jemand beobachten. Verstohlen schaue ich mich um – aber gut, hier scheint niemand zu sein. Außer dem/der Designer/in aus Mannheim. Diese Person hat es augenblicklich geschafft sich aus der Deckung heraus in meinem Gedächtnis zu verewigen.
Aber Mannheim? Klingt In meiner kleinen Welt der Assoziationen ähnlich sexy wie Chemnitz oder Paderborn – ohne jemanden zu nahe treten zu wollen. Was soll ich an dieser Stelle der Hose damit anfangen? Klaro: ständig drauf schauen, sobald sich die Gelegenheit ergibt und die ist sicherlich häufiger gegeben, als hinten am Hintern. Und ganz ehrlich – ich habe draufgeschaut, von welchem Label die Jeans ist, die crafted, framed, styled (was auch immer) in Mannheim ist. Was für ein grandioser Marketing-Gag! Chapeau an den oder die Erfinder/in/innen. Da muss mächtig viel Alkohol im Spiel gewesen sein, oder?
Ich stelle mir augenblicklich folgende Partyszene vor: die neue Kollektion ist fertig, der/die Designed in Mannheim feiern ausgelassen mit hippen Häppchen in dem kühlen Ambiente der hohen Fabrikräume. Nüchtern kommt der große Raum des Industriegebiet-Lofts daher: kühle, in Eisen gefasste, bodentiefe Fenster, die Wände aus Sichtbeton, grober Dielenboden, lässig fällt das gedämpfte Licht aus ausrangierten Industriescheinwerfern auf die Menschen im Raum, DJs legen sanfte Musik auf, die Stimmung ist ausgelassen und plötzlich hat jemand eine verrückte Idee…