#533 Ansitzjäger

Aus der Rubrik: wieder was fürs Leben gelernt, berichte ich euch aktuell und beeindruckt von der Natur.

Ich drehe meine übliche Runde durch den Garten, schaue nach Busch, Baum, Blüte und Waschzuberteich nebst ansässigem Frosch, als mein Augenmerk auf eine steif in der Luft hängende Biene fällt. Hier stimmt was nicht, das sieht merkwürdig aus. Sofort ist meine Neugier geweckt und ich schaue genauer hin. Ich muss wirklich ganz genau hinsehen, um festzustellen, dass ich wohl zufällig Zeugin eines Spektakels werde, was ich bisher noch nie gesehen habe. Faszinierend und ein klein wenig furchteinflößend.

Eine komplett weiße Spinne hat eine Biene gefangen, beginnt offensichtlich gerade damit, sie auszusaugen. Gruselig. Und traurig für die Biene. Ich kann nichts machen, nicht eingreifen. Das ist ein natürlicher Vorgang. Nur, um was für eine Spinne handelt es sich hier? Ich hole mein Handy und versuche über die Zoom-Funktion einen näheren Einblick ins Geschehen zu erhaschen.

Tatsächlich, es ist eine Spinne – ich zähle acht Beine. Am Hinterleib der Spinne erkenne ich einen roten Streifen. In der weißen Blütenrispe der Fiederspiere, mit ihren teilweise geöffneten Blüten und teilweise geschlossenen Knospen ist sie beim flüchtigen Hinschauen unsichtbar. Hat sie auf der Blüte auf ihre Beute gewartet, frage ich mich.

Ich tippe die entsprechenden Suchwörter bei Google ein. Erstaunlicher Weise ist es kein Problem, sie sogleich zu finden, trotz ihrer ungewöhnlichen Färbung. Den Bildern und Beschreibungen nach handelt es sich um die Veränderliche Krabbenspinne, die als heimische Spinnenart recht häufig in unseren Gefilden vorkommt. Recht häufig? Eine weiße Spinne? Aha.

Sie ist weder gefährdet und, bei aller Liebe zu Natur, auch harmlos. Als Ansitzjägerin können sich die Weibchen mit ihrer chamäleonartigen Anpassungsfähigkeit an gelbe, grüne oder weiße Standorte perfekt tarnen. Allerdings. Wahrscheinlich ist sie mir deshalb noch nie aufgefallen. Allein ihre Beute hat sie heute verraten.

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